23. Dezember 2010

star




einer
ist keiner
viele
sind lärm
sind hunger

bin ich es
der dich
an der
erde hält?

dann fliege
fliege weg
komme wieder

er ist
still genug
der winter


© schneewanderer



korrektur eines irrtums




fast dreißig jahre
nach einem menschen
nach einem gedicht

das gedicht
wieder lesen
nach dem man
diesen menschen
wieder gesehen hat

die freude darüber
wie ein gedicht

das bessere

für u.


© schneewanderer



heimwärts




du schon wieder
immer am ende

immer am anfang
von jahr und tag

der himmel
mochte dich

ließ dich
fallen aber

sein weinen
wurde weiß

bis heim
bis zu dir

bis in den schnee


© schneewanderer



langhurst XIV




einer ging
immer voraus
hinein in
den wald

unter den schatten
unter das licht

nun bin
ich mit dir
gegangen
ans ende
der bäume

zu den ältesten


dort wo
sich der
teufel wärmt
am offenen kamin


© schneewanderer



8. Dezember 2010

schatten




keiner

selbst
sprichtst du
auch dunkel
um dunkler

kommt
die wahrheit
ins alter
mag sie
diese farbe

und das blau
der meisen
die ich dir
ans fenster lockte

dem vater gewidmet
einem von ihnen


© schneewanderer



winterfrage




wenn mir
jeder vogel
überm schnee
nur eine feder
schenkt

wem soll ich nur
die körner
in den schnabel
legen?

der winter
wird nie
fliegen lernen

dem frühling
ist's egal
wie viele
ihn begrüßen

nachher gehe
ich nach der antwort


federn sammeln
und den flug


© schneewanderer



tuch




den turm
in buchenwald
als dürrer finger
in den himmel:
so sah ich ihn

dachte
hier dürfte es
nie schneien

nichts dürfte
je bedecken
was nie
verborgen
war

aber vielleicht
sind es ja tränen
dieser schnee

dieses
weiße
tuch
aus trauer


© schneewanderer



fink




braun im laub
braun im staub
so sehen
wir uns
wieder

zehn jahre
zehn tage
danach

als kleiner vogel
auf dem weißen stein
als kleiner mensch
vor diesem stein
vor diesem vogel



kämen alle
mütter wieder
der himmel wäre
voller buchfinken



meiner mutter gewidmet
meinem vater gewidmet
der eine wartet
mit dem anderen


© schneewanderer