27. April 2016

reste




halbe wahrheiten
die wir sind
jedes leben
meidet irgendwie
den schulterschluß
mit der ewigkeit

darum ist
unser sein
nur aus resten

gelebtes
gehofftes
entgangenes

aber die fügen
uns zusammen
nie zu
einem ganzen

dafür brauchen
wir dieses
andere leben

so der plan
den irgendeiner
erfand gegen uns


© schneewanderer



26. April 2016

rückkehr




zu früh
verabschiedet
den winter
erst dieses
verlangen
nach ihm

mit der zeit
wünschte ich
du wärst gegangen

weit
kommst
du nie
weißer

aber wer
von uns
kann nicht
loslassen?


© schneewanderer



25. April 2016

schwer




den regen bedacht
den kommenden
die blumen
hinterlassen
auf dem stein

nach ein
paar tagen
lagen sie
fast frisch
immer noch

da wo
licht war
leben

schwer genug

aber dies zu
vergessen
fällt mir
immer leichter

(meiner mutter)


© schneewanderer



einfach




fällt schwer
mit den jahren
irgendwie verlernt
wahrscheinlich
von anfang an
dieser hang
nach mehr als
einem fragezeichen

seit kurzem pflanze
ich ausrufezeichen
daneben

spannend immer wieder
wie sie miteinander
auskommen


© schneewanderer



20. April 2016

grün auf kies




nur ich
der dir
das unkraut
aus dem
kies zupft

nach mir
darfst du
wieder
schlafen

oder besser
gehe mit
april vom
feinsten heute

komm einfach
unter uns lebende


© schneewanderer



wörth-rheinbrücke-morgens




noch trägt
dich der fluß
wurm

hält aus
was nicht
zu halten ist

ein seufzen
von einer
stoßstange
zur anderen

mittendrin
der mensch
den taktstock
schwingend


© schneewanderer



18. April 2016

herde




einer
stochert
im grün
zwei
am frosch
drei
auf der
wiese

alle zusammen
im frühling

(den störchen)


© schneewanderer



übermorgen




der pfarrer
wird sich einfinden
sein nein
auf die frage
nach spätburgunder
wie immer halbherzig
wenig glaubhaft

spätestens zum kaffee
werde ich meinen vater
in den arm nehmen:
du bist noch immer da
einiges sprach dagegen
vieles dafür

meine zehn finger
werden wohl ausreichen
die nächsten male
zu zählen

aber nur
übermorgen
zählt
die zweiundachtzig
ringe am baum


© schneewanderer



16. April 2016

großes




es dazu machen
mit einem gedanken
einem dasein
unterwegs
kein ort sicher
vor meinen träumen
keine zeit
kein leben

nicht einmal
das eigene


© schneewanderer



13. April 2016

weide




weniger baum
als
gutes
gewissen

unter ihr
nimmt sich
die zeit
meiner an

dieses langsamer atmen
wieder mensch sein
im minutentakt

manchmal
wenn ich
zu weit weg bin
in meinen träumen
streift ein zweig
meine gedanken

dort warst du
gestern schon
aber es muß
schön dort sein

bleibe


© schneewanderer



hauptwort




alles
was
mich
am
sprechen
hindert

ausdauernd
andauernd

stummsein
äüßert sich
im lärm

mit jedem
buchstaben
den ich
unterlasse


© schneewanderer



12. April 2016

nebensache




weit
weg
damit

zuerst
die nachmittage
im garten
das immerwährende
staunen
nur der kleinste
teil zu sein
von allem

so viel
wichtigeres
neben mir

der löwenzahn
die feinen blätter
des holunders
sogar die
wiederkehrende
minze

ließ mich
fast dieses
gedicht
vergessen


© schneewanderer



jena - beim bäcker




vergeblich
meine suche
so früh am sonntag
nach frischgebackenem
verständlichem hochdeutsch

von der sorte
an der ich mir nicht
den mund verbrenne
bäckerohren es
als genießbar akzeptieren

einzig
dem mohnkuchen
war es egal
wer ihn
in welchem dialekt
seiner bestimmung
zuführte


© schneewanderer



10. April 2016

jena-nord-friedhof II




mild
viel zu
mild
dieser
aprilmorgen

leicht
viel zu
leicht
der weg
zu dir

deinem stein
unserem erinnern

manchmal
denke ich
nur im winter
die gräber zu
besuchen

aber auch dann
würde mir
einiges
zu leicht fallen


© schneewanderer



gefallen




oft
zu
oft
nie
das
letzte
mal

aufstehen
immer
wieder
wie beim
ersten mal


© schneewanderer



schuld




alles
ohne ausnahme
gestehe ich

schuldig
der worte

dem
gelegentlichen
dasein
fern
vom
eigenen


© schneewanderer



7. April 2016

altes dach




inzwischen
spürst du
sogar die
krähen
wenn sie sich
versammeln
dir das moos
vom rücken
zu hacken

so viele narben
nach der zeit
durch sie

manchmal am morgen
höre ich dich jammern
komm endlich sturm
nimm mich mit


© schneewanderer



trainee




von hier
von uns
aus

dieser
welt

werden
sie dich
in eine
andere
schicken

leiser
als diese

sie geben dir
ein paar
lügen mit
die bleibende
erinnerung
an staub


© schneewanderer



5. April 2016

tagebuch




wenn
regen
traurig
sein darf
diese freiheit
nahm er
sich heute

ohne rücksicht
auf das
versprechen
abgelegt
am sonntag

ungeduldig
seither
aber die
jahreszeiten
sind taub

vieleicht kitzle
ich ihn
den frühling
mit einem
rosaroten zweig
der zierkirsche

wehe euch
keiner lacht
außer ihm


© schneewanderer


4. April 2016

bisher




ein paar mal
notwendigem
ausgewichen
ansonsten
dahin gegangen

wo es
weh tut
unbewußt
wäre zu einfach
als grund

dort
will ich
wurzeln
mein sein
gründen
in fragen

immer
eine
mehr
als die
antworten


© schneewanderer



aprilfrische




bärlauch
ein meer
für die nase
fichtenstangen
die den vollernter
kaum lohnten

irgendein
lebewesen
wird sich
verletzten
an diesem
rostigen
verbeulten
eimer

fast schon
überwuchert
das grün
möge gewinnen
für immer
überall


© schneewanderer



2. April 2016

ahnung




einmal war
stille um mich
als ich am
lautesten schien

damals als ich
keine ahnung hatte
was stille sein kann

wichtig

wenn man aus ihr
heraus treten kann

vorher etwas
gesagt hat

kaum vernehmbar
aber es war da
dieses da sein
in mir


© schneewanderer



1. April 2016

reduziert




mich
beschränkt
heute
auf ein
paar wage
aussichten

frühling
der sich
übergangslos
dem sommer
ergibt
hingibt

unterm
apfelbaum
dem gedicht
entgegen liegen
bis es mich
weckt sonntags

ans licht
aus dem
schweigen
treten wir dann
verschlafen beide

nie wacher


© schneewanderer