30. Mai 2016

absichtserklärung




die in folie
gekleideten bücher
endlich alle nackt
vor mir sehen
sie schneller
lesen
langsamer

nicht
immer
wieder
das alte
vor augen
halten

aber das
neue blatt
beginnt immer
mit der wurzel


© schneewanderer



mai - im gehen




der zitronenfalter
eingeschüchtert
bis hinein
in den sommer
wolken
die dem grau
zugeeignet scheinen
auf ewig

hinter dem
letzen baum
es gibt ihn leider
lauert schon wieder
eine jahreszeit

mir genügt
diese eine
schade nur
daß ich
ihren namen
vergaß


© schneewanderer



29. Mai 2016

vom vermissen




die beharrlichen
niederschläge bald
eine dürre
droht immer

dich
irgendwann

gründlich
ausdauernd
nicht vorstellbar

darum lebe ich
in dieser zeit
dazwischen

vor allem

von dem
was ich besitze
dieses eine wort
zu ignorieren


© schneewanderer



muttermal




unsichtbar
ihr vermächtnis
was sie mir
mitgab
von dem
was sie
ausmachte

auch ich
schwierig
für andere
leben
manchmal
einige
erbschaften
kann man
nicht ausschlagen


© schneewanderer



absehbar




einiges
nicht mehr
ernten
vieles
der erde
übergeben
vorher

leben
und
tod
trennt
nur
ein
verregneter
sonntagabend


© schneewanderer



23. Mai 2016

gute nachbarschaft




die ausdauernden tauben
waren nicht geplant
wie die falken gegenüber
noch geduldiger sie
meine hoffnung

unterm holz
der igel
einen tag nur
war er
schneckenschreck
wie leicht
sein sterben
im frühling
nach keinem winter

um euch
weiß ich
während
die rasenmäher
hinter den hecken
einander die
dezibel vorhalten


© schneewanderer



19. Mai 2016

ameisenbaum





lebendig nur
der baum
obwohl
bei genauem
hinsehen
lebendiges
auch
außen
auf
der
rinde

vergänglich
farbe
eiche

wenn sich
da keiner
fände
beides
zu
behüten


© schneewanderer



12. Mai 2016

den leisen




euer flug
im dunkel
schatten nur
denen ich
das fenster
öffne

bleibt fern
zieht
eure bahnen
lautlos
erfolgreich

aufs neue

beginnt mein
tag mit eurer jagd


© schneewanderer



10. Mai 2016

am erlichsee




nie genug hände
ins blau zu greifen
man sieht tief
aber nie
bis auf
den grund

irgendwann
werde
ich
fisch

suche
das ufer
meide
die tiefe

staune
über die
die mich
bestaunen


© schneewanderer



3. Mai 2016

arbeitsweg




noch nebel
über den bächen
die störche
bereiten sich
aufs töten vor
die trauerweiden
stehen genau richtig

alles sagt
halte an
steige aus
gehe deine
schritte hier

aber ich
veweigere
die rettung
wieder einmal


© schneewanderer



komm näher




nimm platz
unter dem apfelbaum
dieses jahr
ruht er sich aus
wir sollten es
ihm gleich tun

die tage beschließen
umzingelt von grün
bis wir die
weiße fahne hissen
ganz oben
in der schönsten blüte

wir
deine gefangen
frühling

© schneewanderer