31. August 2020

neuland



dass ich

fest schlafe
wärme 
die nacht
dich

erwache
von deinen
worten
meinem glück
dich hören
zu können

© schneewanderer






nürnberg südfriedhof



der tag

im regen
ihn auszuhalten

das grab
das erinnern

die maus
seßhaft geworden
sie wacht
über eine kindheit
glücklich
anders als der regen
der nicht von dauer ist

für s.


© schneewanderer




29. August 2020

ausgeschrieben



kein wort mehr

keine klage
kein scherz
kein schmerz


bist jetzt
ein mensch mehr
für den ich schreibe
weiter schreibe
weiter lebe


weil du
hast
ausgeschrieben

für uschi

© schneewanderer






28. August 2020

fünfte rede



noch da

neben dir
mit dir
scheue dabei
nicht das wort
ewigkeit

vertraut geworden
der gedanke daran

wie an
 diesem morgen
da du
schläfst
um das vergessen

für s.

© schneewanderer






vierte rede



licht

schatten
welche seite
du auch nimmst
wessen namen
du dir gibst

trennen
kannst du
keinen
vom anderen
dich nicht
vom leben

© schneewanderer







27. August 2020

stufen


ausgetreten

sie führen
hinunter
dort wo niemand
sein sollte

begehbar
der stein
weich geworden
sie führen
hinauf
zurück
dorthin
wo jeder sein sollte

für s.

© schneewanderer






26. August 2020

klage



kein recht

manche 
menschen
sich so
nennen
zu dürfen

weil
andere
menschen
ihr menschsein
fast verloren haben

dieses eine mal
richter sein wollen
müssen
wegen der
 menschlichkeit

© schneewanderer











25. August 2020

sommer der geht



eines morgens

nebel 
anstatt ihm

ein letzter gruss

ja
ich war
ja
ich komme 
wieder

halte es aus
dieses warten
es lohnt

© schneewanderer






etwas




nicht viel

notwendig
manchmal
zu wissen
es ist gut
so wie es ist
so wie es sein wird

einfach
ist wirklich
manchmal
einfach

ein heller stern 
am morgen
deine stimme bald
etwas
gelingt es immer
mich dahin
zu bringen
wo ich hin gehöre

für s.

© schneewanderer







24. August 2020

trost



die kirchenglocken

die morgensonne
laut
rot

den kaffee
am morgen
die unendlichen
gespräche
nie werden
sie enden

einem menschen
in die seele
geblickt
er in meine

all das
hinderte
etwas
besitz zu ergreifen
von mir

etwas
für das
ich keinen 
trost habe

© schneewanderer





unterschied




vielleicht

muss
ich hassen

so hassen
wie ich 
lieben kann

vielleicht
braucht es 
beides

sicher
sollte ich
auf dich hören
besser
länger

dann hätte ich
nur noch eine wahl

für s.

© schneewanderer









schwarzer adler



eine gute

portion
erinnern
vergangenheit
mundete
regenschauer
zum nachtisch

gast war ich
an einem
dieser letzten
sommertage

für s.

© schneewanderer







23. August 2020

dritte rede




nur mir

der morgen
sein frieden
den er teilt

mir mitteilt
habe keine angst

diese paar stunden
glaube ich ihm
keiner
der mich
eines besseren
belehrt

© schneewanderer









zweite rede



die erste

ging mir
verloren

so gründlich
ein suchen 
lohnt nicht

die zweite
hat mich
gefunden

so dauerhaft
ein vergessen
verbietet sich

was gesagt
werden darf

es ist in mir
frage nie danach

es könnte
der himmel sein

für s.

© schneewanderer










22. August 2020

germersheim II



so riechen 

tote
irgendwann
wie diese
jungen männer
in den vielen sommern

ich erweckte sie 
zum leben
alle zwei stunden

schickte sie hinaus
in die nacht

zusammen
mit zwanzig schuß
scharfer munition
einer einweisung
und dem geladenen gewehr

zusammen mit
der hoffnung
keiner 
soll dem
anderen
ein 
wachvergehen
antun

© schneewanderer













grenze X



bei dir sein

es wollen
es versuchen
nach jeder nacht
in jeder nacht
dich halten wollen
es nie ganz schaffen
aber nicht lassen
können davon

all das hindert mich
an dem einen ja
es wäre mein letztes
so wie deines

für s.

© schneewanderer










erzählung



endlich

ausschweifend
werden
genauer

mir reichen
die wenigen worte
die jeden tag
für dich

wie das lächeln
weiss ich
du schläfst
noch

wie das wissen
beides geht mir
nicht verloren

meine worte
mein lächeln

du

für s.

© schneewanderer

































© schneewanderer



grenze IV



mit den

worten
hebe ich
sie auf
alle grenzen

bestimme neue
missachte sie
gleich danach

muss
passt
zu keinem 
leben

leben
darf
immer

© schneewanderer












21. August 2020

grenze VIII



keine

die mir
noch angst
machen könnte

keine
die mich 
hindern könnte

ausser 
der einen
den menschen
vergessen
bei allem schreiben
bei allem tun

© schneewanderer










bestimmung





etwas 

aus den 
händen geben
das eigene leben
in andere hände legen

ruhig sein dabei
sicher

vertrauen
auf das eigene glück
das der anderen

für s.

© schneewanderer









20. August 2020

grenze VII



meine träume

durchleuchten
mein wachsein
immer
das gleiche bild

klar
verschwommen
mutig
verzweifelt

alles bin ich
kann es sein
wenn ich 
nur zulasse


© schneewanderer









19. August 2020

grenze VI




eine 

mitten
durchs leben

wie weit
der mut reichte
wo er mich verließ

dort wo er 
mich wieder fand
bekam es 
recht das leben
wurde meines

© schneewanderer









18. August 2020

gastfreundschaft



einen ort

gefunden
unter dem
nie nachlassenden
blauregen
den immer
vorlauten spatzen
der liebe
zwischen nackten
fusssohlen
und dem gras

hier war ich
teil von allem
ein kleiner
zählte schmetterlinge
und schielte 
nach dem ersten schnee

© schneewanderer







grenze V



jeden morgen

dieser abschied
nacht war nacht
tag wird tag sein

die kühle spüren
wie auch diese wärme
war
werde
der erste 
mensch sein

mit dem 
gedanken an dich

hier ist mein land
will nie weg
in die fremde
hier sprechen wir
eine sprache

für s.

© schneewanderer







17. August 2020

grenze IV



bin

war
werde
gewesen
sein

mensch
fehler
suchen
finden
recht
unrecht 

schmerz
glück
hoffen
verzweifeln

all das
trage ich
trägt mich


© schneewanderer










friedlich



ja

gegangen

die verblühte
sonnenblume
ließ er zurück
den dankbaren
apfelbaum

hatte nicht
einmal zeit
mich 
zu verabschieden

gehört sich nicht
dem sommer die
hand zu schütteln
ihm zu sagen
ja
du warst
friedlich

© schneewanderer