30. Mai 2020

eingriff II




mann

könnte loslassen
denken
es vergeht
 irgendwann
ist es erinnerung
man könnte denken
aber dann 
kann man nicht mehr denken
kann vieles
nicht mehr
außer ewigkeit
für immer
in der selben schrift
zu schreiben



© schneewanderer



29. Mai 2020

eingriff




ohne betäubung
ohne zwang
jedes wort
jedes denken
alles handeln
ein kleiner stich
ins herz
als ob wir erinnert
werden müßten daran
alles würden wir
vergessen
uns
die welt
nur nicht
was die welt ist
sie schlägt
und schlägt
wenn wir zuhören
ist es die
ewigkeit




© schneewanderer



28. Mai 2020

faden v




 du hättest

die karte
nicht gebraucht
für keinen
der orte 
an die ich 
dich mitnehme
den weg
finden wir alleine
zusammen
blind
und doch
mit offenen 
augen

© schneewanderer



27. Mai 2020

hdl




gehen muss ich

gehen
worte suchen
nicht für jetzt
nicht für gleich
für danach
jetzt
habe ich dich
wir uns
wortlose
die wir
nie sein werden


© schneewanderer



26. Mai 2020

faden IV




wenn ich

sol leben würde
wie ich schreibe
atmen könnte 
wie ich fühle
wenn mein wissen
deines wäre
alles den geschmack
von walderdbeeren
angenommen hätte
womit würde ich
dich begrüßen
können morgens?

mit all dem
mit mir


© schneewanderer



25. Mai 2020

faden III




würde ich tauschen
das eine ende
der hoffnung
gegen den anfang
deiner
wo kämen wir hin?
immer zu neuem
zu keinem ende


© schneewanderer



faden II

mein diese stunde
nur mein
nichts mitteilbares
außer 
du bist wieder
eingeschlafen
daß ich dich
verlieren werde
an irgendetwas
unbeschreibbares
zuvor aber
diese worte
zuviel
zuwenig
dieser drang
beschreiben zu wollen
was unbeschreiblich


 

© schneewanderer



24. Mai 2020

faden




erzähle mir von ihm

als schnee fiel
ich weich fallen konnte
meinte es wäre
nur dieser eine schmerz
viele leben zu leben
es bliebe bei nur
einer narbe
so wollte ich antworten
dann sah ich 
in dein gesicht
unser beider herz
wollte nicht 
mehr wollen



© schneewanderer

 






23. Mai 2020

amselgleich




als laut verschrien

hört man nur
mit dem einen ohr
nach tag
immer noch
im licht
legt sie ihre federn
unter den blauregen
legt ab die ängste
nein
nie alle
lässt zu
lässt fallen
ihre scheu
zu sagen
ja ich lebe
ja ich liebe


für s.


© schneewanderer



22. Mai 2020

untersmatt




die hotelruine

den corona erlaß
an den baum genagelt
sonne
motorräder 
wie eine kreissäge im ohr

aber da sitzt mein vater
geduldig auf einem 
harten stein
wartend auf sein essen
wartend auf seinen tod

aber noch bringe 
ich ihn wieder ins tal
zurück ins leben



© schneewanderer



von der ewigkeit




eher nicht

uns menschen 
zugeeignet
zu wage
zu oft 
in anspruch
genommen

so dachte ich
so weit
so kurz
bis du mir
dieses wort
dieses leben
ans herz gelegt hast

dort bleibt es
seit gestern
bleibt und bleibt
und wächst


© schneewanderer



20. Mai 2020

dialog mit einer außerirdischen II




abende im wechselnden licht

endlich der tag unser
wir gehen zurück 
was war
schreiten voran
was sein wird
immer 
die stimme 
des anderen
an der hand


© schneewanderer



18. Mai 2020

eigentumsverhältnisse


 

nein
nichts von all dem
gehört mir
nicht das feuer 
in der nacht
nicht der ofen
der es birgt

nicht einmal
das eigene leben

eingetragen 
in die bücher
nur dieses worte 
ein mensch
ähnlich dir
gleich dir
in jedem 
meiner spiegel

© schneewanderer



17. Mai 2020

keine gewohnheit




ein paar ortsschilder

das aufgehen in sehnsucht
gedichte ohne ungeduld
dieses verlangen
nach gleich
und immer
und dir
die abende mit warten
bis die amsel
ihr bad nimmt
auch ich dir
den staub
von vergangenem
aus dem gefieder
liebe


© schneewanderer



15. Mai 2020

verwerfung

ruhe
war keine
stille
nicht endgültig

immer wieder
mischt sich ein
dieses dumme herz
unbelehrbar

des nachts
lege ich es neben dich
am morgen bringst
du es mir zurück

nie das gleiche
aber ich erkenne
es wieder


© schneewanderer






© schneewanderer











14. Mai 2020

tagwerk




 in die kälte morgens

bald spurlos ihr schicksal
das mahl dass ich den 
spatzen reiche
dir mein ohr
bleiben wir stumm
diesen wimpernschlag lang
niemals lauter war
alles zwischen zwei menschen

© schneewanderer



punkt




dort wo sich 

das gute 
überreden lässt
zu einem glas trockenen
wenn die erfahrung denkt 
sie ist einzelkind
dann wache auf
nimm das heute
in den arm
küsse das morgen


© schneewanderer



unvermögen

gescheitert daran
zu trennen voneinander
was dich ausmacht
den mut von der verzweiflung
dein gesicht in tränen 
von deinem lachen
gestern von morgen
heute von der dunkelheit
jetzt vom unmöglichen
ein ganzes immer
was wir nennen dürfen
liebe

© schneewanderer












13. Mai 2020

regeländerung


blau
nur noch
blau
alle himmel
dieser eine



keine andere farbe mehr
du
niemand sonst
kein mensch
nichts dass lebt 
wird schauen
in mich
offen
sich verletzbar
machen dabei
und wissen
alle deine wunden
möchte ich küssen 



© schneewanderer



 




anfangs stück



als wärst du
das erste buch
das ich lese
schwer zu beginn
den worten zu folgen
dem menschen
bis wissen beschreibt
diese leeren seiten in uns


© schneewanderer

 

dialog mit einer außerirdischen



so ganz und wirklich
auch nicht mein planet
daher ein leichtes
ein schönes
worte unter deine
lider zu legen
dort bleiben sie
geduldig
zärtlich
bis ich dir übersetzt habe
diese paar wörter

© schneewanderer












tag stück




tag stück


wissen du wartest
müde wie ich
vom warten

wach wie ich
vom erwartet werden

lasse uns tauschen
die nacht gegen den tag
das ahnen
gegen wissen

© schneewanderer











wetzstein




wetzstein



selten berührt
einer
deine mitte
verliert sich
an den rändern
für immer
verdient

an dich
lege ich
was mir blieb
von allem
was möglich ist
das gegenteil davon
© schneewanderer



11. Mai 2020

machtwort im mai




regen
der mich
ins holz
zurück treibt
das für den winter
das gute
von dem ich dachte
ich brauche es nicht mehr
der mensch irrte
nicht der monat

© schneewanderer



9. Mai 2020

kleiner abschied




um den regen wissen
gehe ich leiser durchs gras
die distel sticht nicht mehr
maihimmel wie weit
willst du noch ins blau?

nein
sage es mir nicht
ja
ich gehe mit dir

diesem tag
treue bekunden
wiederkehr


© schneewanderer



abendmahl VII




ein ostern im schnee
der palmwedel
hat sein grün
aufgegeben
leichtsinnig
wie er war

so sehen tote aus
denken kinder
beim blick ins schlafzimmer
sehen sie den vater

erlegen war er der versuchung
sieben minuten auf
ein pils warten müssen
am nächsten tag
einmal nicht
die hypothek
die furchtbare kälte
auf der baustelle

eine schöne zahl sieben

meinem vater


© schneewanderer



7. Mai 2020

abendmahl VI




keinen finger
keine hand
mehr an
die hosennaht
vorbei mit
geländespielen

bäume
die alten
alle
wissen nichts
vom krieg
tragen nur
seine wunden

manche treiben
ihre wurzeln
ins nächste leben

meinem vater


© schneewanderer



abendmahl V




am abend
die störche vor augen
des nachts
was war
sein wird

ein nest will
ich dir bauen
dass du nie
verlassen wirst

ja
der tod
hat flügel

meinem vater


© schneewanderer



6. Mai 2020

abendmahl IV




die erdbeeren die ich kaufte für dich, nimm sahne dazu - nicht den senf.
der krieg ist vorbei, seit 75 jahren.
dieser eine.

die kuh von damals der du die kehle durchgeschnitten hast:
sie hätte noch länger geschrien, wäre noch langsamer verblutet ohne dich.
gründlicher konnte man nicht degradiert werden wie sie damals.
vom einzigen milchvieh im stall zur zielscheibe eines gelangweilten jagdbombers.

dieser mann sitzt nun neben mir auf einem baumstamm, trinkt bier.
11 jahre war er alt damals nun höre ich ihm zu.
höre und höre.

weiß, ich werde es immer tun.
nach dem ende seiner sprache, meiner.
aller sprachen.

meinem vater


© schneewanderer



punkt




dort wo sich
das gute überreden läßt
zu einem glas trockenen
wenn die erfahrung meint
sie wäre einzelkind
hier wache auf
reibe die augen

nimm das heute in den arm
streichle das morgen


© schneewanderer



5. Mai 2020

abendmahl III




dem wind
augesetzt
ihn suchen

so sitzt er
am abend
widerstrebend
allem was
ihn hindert
zu hören
auf dieses
müde herz

meinem vater


© schneewanderer



last minute




gelandet
im wuchendern grün
lange vor dem flug
vergeblich
den regenwurm geopfert
diese zuckende hoffnung
eines
meiner leben schenke
ich dir kleine meise
im nächsten mai


© schneewanderer



4. Mai 2020

weigerung




nichts war jemals wahr
kein schmerz und kein glück
nie das verlangen
nach antwort
nach gefragt werden
keine nacht geträumt

kein wort werde ich jemals
darüber schreiben
aber an jedes erinnern


© schneewanderer



abendmahl II




alle und alles
vor dir gegangen
von dir

frau und kind
baum und reh
der verlässliche schnee
der unsichere fisch
das morgen

aber noch
kleide ich dich an
anstatt der fremden im haus
lege dir lachen auf die zunge
füttere dich mit erinnern
bringe dein müdes herz zu bett

meinem vater



© schneewanderer



2. Mai 2020

preisfrage




wer hält wen gefangen?

wolken den mond
mond meinen blick
blick meine sehnsucht
sehnsucht die hoffnung
hoffnung das wissen
wissen um dich
dich das ende
aller fragen


© schneewanderer