21. Juli 2008

langhurst V




kleine schritte
nötig wohl
zum schmerz

die entfernung
meiner schulbank
zum pult

die länge
eines rohrstocks

die alte frau
gegenüber
schlug die
katzenkinder tot
im kartoffelsack
an der mauer
des misthaufens

damals
bekamen
meine augen
die kälte
in´s blau
gestellt


© schneewanderer


nachgang




heute
schläft
sie nicht
die nacht

heute
kann man
in ihr gehen

auf wegen
aus mond

auf solchen
aus eis
und schnee

mit jedem
schritt
schatten

mit jedem
schritt
licht


© schneewanderer


elixier




es braucht mich
dieses eine gedicht

bliebe sonst
ungenießbar

diesen einen
schluck traum
behält es zurück

bevor es mir
den becher reicht

damit ich
trinken kann

bis auf
den boden
der worte


© schneewanderer


weißer




wonach
er riecht?

bloß nicht
die nase fragen
würde nur
mit den
flügeln zucken

nimm dich
an der hand

nimm dich
als kind

dann nimm
deine augen
als sie ihn
zum ersten
mal sahen

danach
riecht schnee


© schneewanderer


finderlohn




aus traum
die nacht

du
und
er

ihr seid es
die mir
worte macht

aus du
und wir


© schneewanderer


verlustmeldung




blau
die nacht

warm und wir

eine decke
unter der
wir stecken

niemand
wird uns
finden hier

außer nacht
und blau
und warm
und wir


© schneewanderer


schneewanderer




vergänglich sein
es für immer bleiben

niemandes fußstapfen
vor sich

einen weiten weg
hinter sich

ich baue worte
aus ihm

bis weiß
fällt
auf weiß

laßt mich gehen
von silbe zu flocke

von wort
zu wort


© schneewanderer


ankunft




nichts
wog mehr
als diese trauer

nichts
konnte sie hindern

die hand
hat sie mir gelegt
auf die schulter

auf die eine
diese eine trauer

auf der anderen
deine hand
mit deiner trauer

nie
war sie leichter
diese eine trauer


© schneewanderer


auepark IV




baum 3420
mittlerer wuchs
ohne erkennbare
auffälligkeiten

ein gelbes schild
aus plastik
an seine
rinde geheftet

ich aber
nannte ihn
beim namen
als er
meinen rief


© schneewanderer


nachrede




was noch
zu sagen
gewesen
wäre

nimm es mit
in deinen schlaf

bis
rede
und
antwort

bis zu mir


© schneewanderer


einfache mathematik




auch dieser
tag zählt

deine sorge
meine sorge

deine frage
meine frage

eine mehr
in unserer
gleichung


© schneewanderer


geleit




worte

ein lächeln
vor sich
her schickend

ein lächeln
nach sich
ziehend


© schneewanderer


unsere brücke




der erste weg
war der
zu dir

der erste weg
war der zu ihr

fluß sind wir
wolken sind wir

etwas darüber
etwas darunter

alles sind wir
auf ihr


© schneewanderer


kein wort




heute
liegt sie
neben dir

meine
sprache

das erste wort

daß ich nie
schreiben werde

neben dir


© schneewanderer


erde bin ich




in allen farben
in jedem licht
unter jedem himmel

erde bin ich

unter jedem
deiner träume


© schneewanderer


baum will ich sein




das eine
stück himmel
mit füßen
tief in der erde
mit händen
braun von ihr
mit augen
weit durch ihn
das eine
stück erde
himmel durch ihn


© schneewanderer


Frühes Stück




Noch
schläfst du
deine Worte
für mich

noch
träumen sich
meine
aus dem
Schlaf

noch
begegnen wir uns
am Rande der Nacht


© schneewanderer


auepark III




um wieviel schwerer
tragen sie nun
an diesem
bleiernen himmel

die bäume
des parks

an diesem
fünften tag
da er ihnen
das licht
verweigert

wie einem
bettler
das brot


© schneewanderer


morgen




weiß dich
schlafend
um diese stunde

weiß dich
träumend
um diese stunde

tag wird
aus dieser stunde

aus dem
erwache ich
nicht mehr

weiß ich dich
träumend


© schneewanderer


irrtum




als käme sie
in frage

diese eine frage

ob es möglich ist
mich zu lieben

nie
so geirrt
du antwort
du


© schneewanderer


Bestimmung




Wieder
und
wieder

fallen wir
in´s Wort

fällt das Wort
in uns
seinen Spruch

sei einzig
sei du
sei ich

wieder
und
wieder


© schneewanderer


auepark II




eine weide

ihre äste
gezwungen
von menschenhand
wider ihr
eigentliches bestreben

sich zu neigen
in den blinden spiegel
des teichs

als dankte sie
dem wasser
nicht schon genug
das aufrechtsein

© schneewanderer


Nachtflug




Angekommen
im Hotel
erzählst du mir
am Telefon
man hätte
unterscheiden können
im Flug
anhand der Lichter
Dörfer und Städte

in dieser Nacht
war ich Eines

das Hellste
das Dunkelste


© schneewanderer


bahnhof wilhelmshöhe, kassel



werde versuchen
solche orte
zu meiden

solche tage
die dich
mir wegnehmen

ewig dankbar
bis dahin

für die
fünfminütige
verspätung
die der ice
uns schenkte


© schneewanderer

auepark




enten
in die uferböschung gewachsen
um die mittagszeit
junge eichen
verlieren die letzte scheu
sich zu entkleiden

von irgendwo her
eine sirene
die der amsel
die stirn bietet


© schneewanderer


davon



von diesem regenschirm
der roten weste
den ahornblättern
auf der windschutzscheibe

eines konnte
ich retten
bis zu mir

von der hand
die den regenschirm hielt
die mich grüßte
als käme ich
ginge nicht

von dieser hand
werde ich
in irgendeiner
der kommenden
nächte erwachen

ein traum
in rot
in kommen
und gehen
und mensch

und ahorn


© schneewanderer


Kassel, Auepark



Der Teich
ein Kissen
der Wind
weht ihm
Blätter
in den Saum

von einer
Jahreszeit
zur Anderen
könnte ich
schlafen hier

bis an´s Ende
der Blätter


© schneewanderer

anrede




lieblingsmensch
wäre ich

bin ich

gib mir
alle namen

auch deinen


© schneewanderer


morgen in der großen stadt




den innenstadtring
überhöre ich
seinen lärm

dieses mächtige
tier
daß sich ernährt
von dezibel

meine aufmerksamkeit
die ganze
alle

schenke ich
dieser einen
einzigen
fallenden
eichel

dem kirschbaum
der noch blutet
tage nachdem
er gefällt wurde

für chris
dem altem mann
mit tränen
in den augen


© schneewanderer


dialog



ein mond
ein licht

ein ort
eine zeit

zwei menschen

gleichzeitig


© schneewanderer


lehre




dumm von mir
zu denken
es gäbe
worte dafür

ein wort
ein einziges

davon
bin ich
wach geworden
an diesem morgen

von diesem spüren

und von dir


© schneewanderer


vorhaben




werde
im mondlicht stehen
weit oben
im ersten stock

einen fluß hören
einen park riechen

den sprung wagen
über´s wasser gehen

dir dein weiß nicht
in den höchsten ast hängen


© schneewanderer


Mit Flügeln




In Fell
greifen morgens

in Träume
weicher
als die Eigenen

in Schlaf
der länger hält
als meiner

in Lebendiges
wo eigentlich
nur Kissen
sein sollte

in Flügel
greifen
fährt meine Hand
im Dunklen
ahnungslos
in gute
dreißig Kilo Hund


© schneewanderer


Sprachkurs




Morgens
in der
einen Stunde
vor Tag
verstehe ich ihn
eine erstes und
einziges Mal

den alten Mann
gegenüber
mit hängenden Schultern
und eingefallenen Wangen

seine Tochter
holte ihn
wahrscheinlich aus
einer morbiden Kleinstadt
mit renoviertem Stalindenkmal
mit Schornsteinen
anstatt Himmel

Ich verstehe ihn
für diesen einen Moment
zieht er an seiner Zigarette
buchstabiert
seine Lunge ihm
den Tod




© schneewanderer


Seeblick




In unregelmäßiger Flucht
zwei Kastanien
eine Akazie

nicht zur Flucht bereit
auf der weiten Fläche Wasser
zwei Blesshühner
eine einsame Ente

im Rücken
dröhnen die Mähdrescher
den Durst in die Gläser

aus meinem
trinke ich
den Sommer

das Ende
dieser einen Flucht


© schneewanderer


Friedhof in Königsfeld / Schwarzwald III




Johann Conrad Rinderknecht
1784 - 1850

Erster Knecht
fällte den ersten Baum


nach ihm
wieder Bäume
Menschen


zu viele Menschen
zu wenig Bäume

in´s Leben
gehauener Nachlaß
eines Ersten


© schneewanderer


Verrichtungen




Worte
zu tragen
vom Vergessen
in`s Erinnern

Worte
zu legen
vom Gedachten
in`s Gedächtnis

Worte
zu heben
unter`s Lid

Den Schlaf
vergessen machen
erinnert er mich
an den Tag


© schneewanderer


Langhurst IV




Autobahnausfahrt Offenburg
Gengenbach / Kinzigtal
Villingen - Schwenningen
Strasbourg - Süd

Fünf Minuten
nach der Ausfahrt
mein Elternhaus
ein Dreirad
die alte Schule

Sieben Minuten
nach der Ausfahrt
ein Friedhof
meine Mutter
mein Bruder
mein Großvater

All die Anderen

Alles so nah
und doch so weit


© schneewanderer


Friedhof in Königsfeld / Schwarzwald II




Wald kriecht in Stein
Stein ergibt sich Grün

Im Buchs
werden
die Verhandlungen
geführt
in welcher Farbe
die Hoffnung
am Fahnenmast
der Trauer
gehisst wird


© schneewanderer


Ohne Flügel




Sperling
sie würden dich
liegen lassen
bis die Sonne
dich holen
kommt

Bis hinein
in den
letzten Geruch

Soviel Angst
einmal selbst
der Erde
nicht mehr
widersprechen
zu können

Darum
meine Hand
als letzten Flügel
für dich


© schneewanderer



A.P. Ryder - der tote vogel



Pausenblick




Zaun
dahinter
Brachland

Welch falsches Wort
für Lebendiges

In den Himmel stechend
Baukräne
ein Monstrum säugend

Ein Geplantes
Ein Gewolltes

Zum Richtfest
müßte es
regnen dann

Manche Himmel
mögen sie nicht

Unsere Pläne
Unser Wollen

Unsere Nadeln


© schneewanderer


Friedhof in Königsfeld / Schwarzwald




Kein Gitter
hindert
uns Lebende
am Eintritt

Sandsteinquader
überzogen
mit einer Haut
aus Moos

Keiner
überragt
den
Anderen

Keinem
würde
es
geduldet

Wären doch
die Leben
gewesen so

Weich
und
Gleich


© schneewanderer


Mensch




Leiser Mensch

Mensch
im Gehen

Lauter Mensch

Mensch
im Kommen

In der Zeit
dazwischen

Erde
streuen
auf
Gräber

Worte
in
Windeln
legen


© schneewanderer


Zwei - am 1. Mai




Der
letzte Tag
vor dem Kindergarten

Feiertag
Geburtstag

Immer

Der Kalender
ist Pate

Schneewittchen
auf der Torte
war aus Plastik
mit ihr
die sieben Zwerge

Der Rest
zu groß für die Gabel
zu groß für den Schnabel

Ein Märchen
dieser kleine Mensch

Wir dürfen es lesen
mit offenem Mund

Für Andria


© schneewanderer


Irrweg




Schwere Traktoren
fahren das Wasser
nach oben

Zu den
diesjährigen
Weinstöcken

Den Schmalen
Den Durstigen

Zu denen
die Dürre
noch nicht
kennen

Wir bringen
Wasser hinauf
zu unseren
Sünden
von gestern


© schneewanderer


Spaziergang im Herbst




Die Sonne
warm
im Nacken

Das Eisen
der alten Bahnlinie
hat die Wärmste
aller Farben
in diesem Licht

Bäume
Hecken
beginnen
zu bluten

Und ich
will absolut
keine Erste Hilfe
leisten


© schneewanderer


Sternschnuppe




Wünsche
wünschen

Mir
Dir
Uns

Nicht
das
Übermaß
der unruhigen Welten
da oben

Gelegentlich
einen Tag
wie diesen heute


© schneewanderer


Wald im Dezember




Vor der Treibjagd
die Hochsitze
wie Wachtürme
aneinander gereiht

Keine Pacht
erwarb je
das Recht
auf die
Schlüssel

Kein Gefängnis
also dieser Ort

Keine Gefangenen

Außer
dem Einen


© schneewanderer


Brennnessel und Löwenzahn




Doch er hat sich bemüht.
Mein Onkel.

Der immer zu wenig T-Shirts
mitbringt, besucht er mich.
Weil ich eine Rotznase habe,
und immer vortäusche
nur den Kopf auf seine
Schulter legen zu wollen.

Fünf Minuten,
zehn Minuten
lag er neben mir
zwischen Grün
und Gelbgrün.
Weil ich
in´s Nurgrün
langte.

Hab´ihn natürlich
gleich verstanden!

Und dann hörte er
plötzlich auf
zu erklären.

Weil ich ganz weit weg war,
so wie ich schaute.
Aber eigentlich ganz nah.

Das sollte ich ihm erklären.

Aber das bekommt er selbst raus.
Wenn er einmal ganz weit weg ist.
Und doch nicht.

Wenn er dann noch einmal
hier ist
in meinem Alter
dann weiß er es.

Wo ich bin,
wenn ich so
an ihm
vorbeischaue.

Andria Natalie 2 Jahre (fast)

Mein Onkel hat es aufgeschrieben für mich.
Kann noch nicht schreiben.

Aber schauen.
Und in Brennnesseln langen.


© schneewanderer


Spatzen beim Baden




Im Kies
mischen sie

Grau mit Hart
Weich mit Braun

Die
Steine
Waschtrog
dann

Mit
einem
Rand
aus
Flaum
und
Federn


© schneewanderer


Korrektur




Einer Farbe
eher dem 0rt

Blau
ist drinnen

Tief, tief drinnen

Da wo es
stumm bleiben
darf um gehört
zu werden

Nicht festgehalten
werden muß

Ein Augenblick
Ein Gedanke
Ein Mensch


Ein kleiner, wunderbarer Vogel
Ein Stück Holz
Eine Muschel

Der schönste Ort
der schönsten Farbe
für den Menschen


© schneewanderer


2. Juli 2008

Gerüche




Ja
den Geruch
angenommen
dieser
Tage

Ruhe roch nach Mehr
Stille war ein Strand

Jeder
Morgen
eine Welle

Aber nichts roch
wie das Holz

Nicht so gut

Einer Handvoll Spinnen
den Sommer bewahrt
auf daß sie
den der Mücken
verkürzen

Einen Vogel gesehen
auf dem Stiel der Axt

So rasch
So gründlich
So bleibend

verliert sich Schärfe

Ein Tag bald
der wird versuchen
mir diesen Geruch
zu nehmen

Ein Montag
Der Nächste

Und nur
ein Versuch


© schneewanderer


Stimmen




Wie nur
zurückfinden
in diese
eine Minute?

Hier draußen
erreicht mich
nur Flüstern

Das wärmende Murmeln
zwischen Himmel
und Sonne

Sie
sprechen
Blau


© schneewanderer


Er bleibt




Zurück
mit der einen Trauer
die wird mich wecken
in irgendeiner Nacht

Zurück
mit diesem einen Traum
der wird sie schlafen legen
diese Trauer
in irgendeiner Nacht

Dazwischen
aber Leben

Raum
für Tag
und
Nacht


© schneewanderer


Unsichtbar




Fast
eins geworden
gegen Mittag
mit den paar
Metern Grün
hinterm Haus

Ignoriert
von den Meisen
oben auf dem
jungen
triebhaften
Kirschbaum

Keiner
hätte mich
hier entdeckt

Niemand
hatte gesucht
nach mir

Angelehnt
an kommende
Himbeeren
und
Quitten

Außer diesem
leichten Geschmack
von Glück
auf der Zunge


© schneewanderer


Sie geht




Nimmt mit
an Jahren
einst
für immer
gedacht

Nimmt mit
an Leben
einst
für Zwei
gedacht

Nimmt mit
den einen
Traum

Ihren

Läßt zurück
den anderen Traum

Meinen


© schneewanderer


1. Juli 2008

Nebel, früh am Morgen




Du
hinderst mich
nicht
das Weite
zu suchen

Dein
Ende
bestimmen
Andere

Andere
wie
Wärme

Der
späte Morgen


© schneewanderer


Langhurst III




Kleine Schritte
nötig nur
zum Glück

Sich am Rockzipfel
der einfachen Dinge
festhalten

Der Sommer genügte
als Eintrittskarte
für den See

Die Wälder
Kinderzimmer
Fixstern

Der Vater
Lehrer mir

Der Erste
Der Beste

Wie groß dagegen
fallen sie heute
gelegentlich aus

meine Schritte


© schneewanderer


Sie streiten




Um die Farben
dieser Welt

Um die Laute
dieser Welt

Ob der Regen
sich noch einmal
anhört wie sein
leiser Bruder

Ob mich
die Amsel
ruft in den Tag

Sie streiten
seit ich sehe

Sie streiten
seit ich höre

Ein paar Tage
machen ihn aus

Frühling
unsicherer Sieger du

Winter
schlechter Verlierer du


© schneewanderer


Baum mit Zeichen




Schön
wie sie glänzt
die Axt
zu meinen Füßen
Strahlend
die makellosen Zähne
der Säge

Nun
werde ich
meinem Boden
fremd gemacht
was nie Luft bekam
wird atmen müssen

Aber ich war frei
Selbst im Fallen
bin ich es

Es ist Lächeln
krachen meine Zweige
splittern meine Äste
weil
im Niedergehen
habe ich
meinen schönsten Trieb
noch einmal
auf der
Rinde gespürt





Um den Baum
herum gedacht

Für Rudi
stellvertretend

Für alle Bäume


© schneewanderer


Jeden Tag




Meinen Kopf
wollen sie

Für ihre Zahlen
ihren Umsatz

Die Hände
noch dazu

Jeden Tag

Und
jeden
Tag

am Morgen
drehe ich

den Kopf
zum Fenster

zu blicken
in die
aufgehende Sonne

weil ich
ihn brauche


© schneewanderer


Am Weg




Die jungen
die kleinen Bäume
gezwängt
in Reihen
und Linien
aus Holz
und Metall

Keiner
erreicht
die Stärke
meines Armes

Lange nicht

Wir würden
verderben
so früh
dieser Ordnung
unterworfen

Der Apfel
leugnet
die Strenge

Mit jedem Biß


© schneewanderer


Dem Mann an den Geräten




Eine kleine
eigene Schuld
eingestehen

Für das Überhören
Für das Übersehen

Was eigentlich
laut die Stimme erhob
deutlich vor Augen war

Langsamkeit
und
Morgen
sind
Hauptwörter

Gesundheit
das
Oberhaupt
aller Wörter

Ein
Großes
für
Zwei
gedachtes
Versprechen
abgeben

Ohren auf
Augen auf



Einen Gedanken aufheben
Ihn weitertragen zum Nächsten
Auch zu sich

Für die Muse der Muse


© schneewanderer


Raureif I




Die kalten Finger
der Nacht
berühren meine

hier am Weiher
zwischen
Schilf
und
Frost

Noch einmal
ist die Sonne
eingeschlafen

Dreht
dem Tag
den Rücken zu


© schneewanderer


Leise Klage




Wen ich störe
am Sonntag
früh am Morgen?

Den Reiher am Bach

Lautlos begegnen wir uns
Lautlos flieht er vor mir

Staunend
Stumm
sehe ich ihm nach
bis er sich niederläßt
auf einer alten Weide

Vorwurf nun
vom Schnabel
bis in die Krallen

Stummer Vorwurf

Wie das Schweigen
vor dem Schreiben


© schneewanderer


Die Kirche als Nachbar




Laut
immer
viel zu laut
die Glocken
zur Totenmesse

Als müßten sie
die Trauer
übertönen

Immer
Alle

Und nie
will sie es


© schneewanderer


Wo ich gehe




Nicht viel
an flachen Wegen

Hügel
vom Morgen
bis in den Abend

Von einem Himmel
in den Nächsten

In die Falten
hat der Mensch
Weinberge
gelegt
Obstbäume

Immer
mit dem einen Fuß
im Wachsen

Mit dem Anderen
im Ertrag


© schneewanderer


Langhurst II




Der Tag
hatte die Sonne
ins Wasser gelegt

Nach Mitternacht
legten wir uns dazu

Der Mond
schenkte Glanz
auf ihre Haut
mir ein Tuch
aus Lippen
ihn noch glänzender
zu machen

Im Spiegel
Ihre Augen
Der Schönste

Abschied nehmen so
von der Jugend

Alle Monde so
Alles Loslassen


© schneewanderer