30. Dezember 2016

langhurst XIII




der wege
sind es viele
die sich
erinnern an mich

behutsamer
ist er geworden
mein gang
nach der zeit
und mit ihr

nun gehen
wir nebeneinander
zufrieden der
eine mit
dem anderen


© schneewanderer



langhurst VIII




am siebenundzwanstigsten tag
des zwölften monats
des einundsechstigsten jahres
im zwanzigsten jahrhundert

war ich das
dreiundfünfstigste kind
dem man bestätigte
daß es geboren worden war

der standesbeamte war abkömmlich
seine vertretetung schrieb dies nieder
vier tage bevor man mich
in die kirche trug

weiß nicht mehr
wer mich über das
taufbecken hielt
als ich schrie

weiß nur
ich schreie
weniger heute
schreibe mehr
und dies
nicht immer lesbar


© schneewanderer



20. Dezember 2016

bis hier




so weit
bin ich
dir gefolgt
jahr

bis ins grau
bis an das ende
deiner tage

irgendwann
schreibst
du das gleiche
über mich


© schneewanderer



8. Dezember 2016

gräber




es muß eine arge plackerei gewesen sein im winter damals: john unter die erde zu bringen.
dabei fiel er vom himmel unter die menschen, in die jungen bäume - in den schnee.
aus dem leben.

vier jahre später erst kam er heim, die siegesfeiern längst vorbei.
einzig die trauer seiner mutter hielt länger, ein leben lang.
ihres, daß keines mehr war.

john, wenn ich dir noch etwas sagen könnte:
die kinder von damals, die mit dem ängstlichen blick
nach oben - einige haben fünfundsiebzig jahre weiter gelebt.
leben und lebten mit deinen bild vor augen.

ohne zorn, ohne haß.
einzig dieses bedauern daß du vergessen wurdest.

ja, ich würde dich legen unter die bäume.
gleich neben dem kanal - es würde dir gefallen glaube ich.

aber zwei gräber sind genug für einen menschen.




CPT John Thomas "Mac" McErlane
Calvary Cemetery
Saint Paul
Ramsey County
Minnesota, USA
Plot: Section 49, Block 13, Lot 55, Grave #4, interred here 8 August 1949


© schneewanderer



schutterwald - friedhof im dezember II




wende ich mich
in die sonne
mit geschlossenen augen:
meine großmutter
nimmt ihren enkel
auf den arm
lächelt ihn an
zeigt mit dem
finger nach hause
und sagt
es ist zeit

man wartet auf uns

auf halbem weg
ist er eingeschlafen
merkt nicht wie sie
ihn in die wiege legt
endlich


© schneewanderer



wende




müde von
meinen worten
unendlich wach

vielleicht
der bessere weg
anhaltende teilnahmslosigkeit

aber dann
würde kein
wachbleiben lohnen
nicht dieser
dankbare schlaf
bis zum
nächsten gedicht


© schneewanderer



schutterwald - friedhof im dezember




um einiges trauriger
im kalten wind
baum und mensch

nur die steine
unberührt wie immer

wären da nicht
ein paar namen
diese paar leben

ich würde es ihnen
gleich tun


© schneewanderer



ende der gewohnheiten


 


es sollte ein
ende haben
mit dem worten

schmerz gut
sein lassen
wie deinen
atem
der mir
meinen
nimmt

aber es nimmt
kein ende

liege ich neben dir
weit weg von
meinen worten
aber irgendwann
sind sie wieder eins


© schneewanderer