31. Januar 2016

Twyfelfontein




schule im fels
löwe auf rotem stein
die lehrer von damals
vergaßen selbst
eine robbe nicht

die jäger
lange schon
verschwunden
die tiere aber
nie mehr sicher
vor uns menschen

wir hätten futter
in die felsen
bringen sollen
anstatt fotoapparate


© schneewanderer



zielfoto




schwimm
januar
schwimm
bevor dich
der winter
doch noch
einholt

von mir
erwarte
keinen beifall
stehst du oben
auf dem podest


© schneewanderer



30. Januar 2016

vorhersagen




keine traf ein
das frühe verschwinden
der locken hatte ich
schnell überwunden

erfolgreich
widerstanden
bausparverträgen
vatertagsfreuden
den deutschen
single charts

dafür erwarte
ich wunder
klein
unverschämt
hinterhältig
nur so können sie
jede vorhersage
widerlegen



© schneewanderer



28. Januar 2016

big daddy




gigant im sand
bei deiner
kleinen zehe
das japanische ehepaar
frühstück mit tischdecke
eine sich sichtlich bemühte
reiseleiterin glättet sie
bis zur makellosigkeit

fremde wie ich
ihr gestrandet
in diesem meer
aus fußabdrücken


© schneewanderer



beinahe




beinahe
abhanden
gekommen
der wunsch
unmöglich
zu streichen
aus jeder
meiner sprachen

irgendwann
wäre ich
stumm
geworden
irgendwann
hätte ich alles
auf die zeit
geschoben

auf die
vergangenheit

aber die hat
keine sprache
keinen klang
keine farben
kein du
kein cello
kein blau



© schneewanderer



27. Januar 2016

kalahari




die nacht
mit einer haut
aus kälte
und sternen

nie werde
ich schlüpfen
in sie
aber immer
berühren
wollen

sei es auch nur
mit dem kalten
kleinen finger


© schneewanderer



mir nur




worte und feuer
aus der asche
forme ich
welt und
gedicht
am morgen

gehe weg
lese
in der welt
lese
im gedicht

asche
vor meinen
augen


© schneewanderer



26. Januar 2016

fluegel (schwer)




nachher nehme ich sie ab
den linken immer zuerst
dumme angewohnheit
seit damals

war besser so
fahrstuhl abwärts
und ab mit mir
unter die menschen

nein
ihr könnt die
stelle neu
ausschreiben

sünden
warten
auf
mich



© schneewanderer



25. Januar 2016

die schutter bei müllen - im januar




wenigstens du
mit eis im haar
dünn
wie der faden
mit dem du fließt

den mut haben
sie dir genommen
zu tanzen auf
dem grünen tisch
kein kreuz mehr
zeugt von deinem
übermut

die schwester
wird dich nehmen
heim zum vater
und der dich
nie wieder
sein eigen nennen


© schneewanderer



24. Januar 2016

federleicht




tage gemacht
aus morgen
sie nehmen
das gestern
aus den augen
wo es nie
hingehörte
nie wieder
sein soll

nicht solange
ich diese feder
in der hand halte
leicht
so leicht
von dir



© schneewanderer



treffpunkt




aus dem
wort
treten
das letzte
von der
schulter
wischen
wie
neuen
schnee

es fallen sehen
verschmelzen
mit der erde

hier erwarte mich
den der nie etwas
zu sagen hatte
bei dir aber
alles schweigen
ablegte


© schneewanderer



23. Januar 2016

seßhaft




erdacht nur
alles bleibende
diese drohung
zu verharren
an irgendeinem
gleichen ort
in diesem
wiederkehrenden
traum

leben geht
geht fort
kommt erst wieder
bist du aller
wurzeln ledig


© schneewanderer



22. Januar 2016

mein




keine eile
beeilt euch
nicht heute
mit dem
aus den
träumen
schälen

er wird
verschwunden sein
der mond

mir war nach ihm
und er erwiderte
mein werben

legte ihn
auf meine zunge
bis er wurde
was ihr nun
trinken müsst
am tage



© schneewanderer



21. Januar 2016

erwiderung




an wievielen
samstagen
wären sie bereit
zu arbeiten
dieses jahr?

an einem
vielleicht
falls der sommer
nicht abgesagt wird
eigentlich alle jahreszeiten



© schneewanderer



helle stunde




heraus
aus diesem
einen schatten
allen schatten

blaßrot
aufgeregt
hüpfend
diese
wenige
gramm
leben

nichts
beschwerte
ihn
nichts
im dunkel

mensch
lernte fliegen
vogel
vergessen


© schneewanderer



blues




mir ist die welt jetzt
erster aus der kälte
draußen der schnee
träufelt musik
in mein erwachen

ja kommt näher
erzählt mir
wie es hätte
sein können
mit euch
ohne euer
sterben

damals
als ich
dachte
alle trauer
wäre nur
dieses
traurige lied
daß ich nur
einmal hören will


© schneewanderer



20. Januar 2016

ausgestorben




oberlehrer r.
siegelring
weidenrute
süßigkeiten
nie gewöhnte
er sich an
an portraits
von präsidenten
ohne bärtchen

schuster franz b.
warme wiege
seine werkstatt
winterlang
seine geschichten
offener waren
kindermünder
nie mehr
seither


© schneewanderer



dichter




das ungeschriebene
das gelebte
um wieviel näher
bin ich euch
anstatt in worten?

nie nahe genug
um dem gedicht
zu entkommen


© schneewanderer


19. Januar 2016

narben




keine war
warnung genug
nicht einmal
der eine axthieb
von da an
lernte ich
unterscheiden

hartes
von weichem
keine linie
zu ziehen
zwischen
gut und böse

erst auf
diesem
schmalen grat
würde ich mich
verletzen
dauerhaft


© schneewanderer



eingeständnis




meide gewohnheiten
umarme
wer es verdient
schlafe ein
über einem buch
wache auf
neben einem
menschen
streichle
die distel

gestehe endlich
ich bin außergewöhnlich


© schneewanderer



18. Januar 2016

köln




söhne ward ihr
an keinem feuer
dürft ihr länger
sitzen nun
alle rechte
verwirkt
kein grab
für euch
in alle winde
sollt ihr gehen
eure schuld


und die unsere


© schneewanderer



17. Januar 2016

januar - mittig




einen apfel
der amsel
ein bedauern
weil diese
eine nur
sich wieder
gefunden
in diesem
morgen

dich aber
hüte ich
wie das licht
zaghafte ihr
unterm schnee


© schneewanderer



16. Januar 2016

um stille




immer noch
diese harte erde
am morgen
vergeblich
mein wunsch
im schnee zu gehen
spuren hinterlassen

einfach eine handvoll
stille in den mund
zu nehmen
kalt und klar


© schneewanderer



14. Januar 2016

gang




so weit konnte
ich gehen heute
unter einer
aufreizenden sonne
an diesem immer noch
hinter meinen erwartungen
zurück bleibenden wintertag

weg
weit genug weg
von einem ende
des grüns
bis zum anfang

irgendeinem anfang
mit einem ende
leicht


© schneewanderer



bodenverteidiger




keine handvoll erde
hat gelohnt
mit dem klappspaten
malträtiert zu werden
sie unsere zu nennen
besser als die anderen
irgendetwas unersetzbares
dafür hinzuhalten
kein eid
die fahne
schon gar nicht

aber ich nahm sie
gerne in die hände
diese erde
diesen braunen
erdigen laib brot

damals
als ich kriechen
lernen sollte
anstatt aufrecht
zu gehen


© schneewanderer



13. Januar 2016

schuld




alles gestehe ich
unter vier augen
unter allen augen
stehe zu meinen
die sehen was war
über jahrzehnte
angesammelt
nicht mehr
weg zu denken
unüberspürbar
ihr könnt sie haben
diese knochen
verzichten
müßt ihr allerdings
auf meinem kopf
auf alles darin
was nicht
zu sehen ist
in euren augen


"sie haben durch ihre fehlzeiten der firma wirtschaftlichen
schaden zugefügt"


© schneewanderer


guesthouse




ihr habt
von unserem
teller gegessen
wir um ein
paar sprachen
ärmer ab morgen

aber mit
einem fuß
schon
auf eurer schwelle


© schneewanderer



11. Januar 2016

phillipsburg




lichtlos der morgen
hinter dem letzten
häuserdach
verzettelt sich
eine weiße wolke
standhaft erst
je mehr sie
nach dem himmel greift
um so schwächer
der eindruck den
sie hinterlässt

um dieses gedicht
beruhigter
wende ich mich ab
schließe das fenster


© schneewanderer



10. Januar 2016

mühsal




nehmt sie
nicht auf euch
diese last
gutes zu finden
in irgendeinem
wort

unter vielem
ging auch
diese eigenschaft
verloren
damals in mir
ohne dich


© schneewanderer



9. Januar 2016

grat




deine hand
wichtiger
die wärme
darin
wichtiger
als flüchtiges
von hier aus
nennt einer
den anderen
mensch


© schneewanderer



8. Januar 2016

a 46 - fleher brücke




es hätte keinen
eindruck hinterlassen
dieses
gequälte stück
asphalt
keinen
der irgend etwas
wert gewesen wäre

vorbei hetzend
am auge dann
ein schild
gehölzpflege
im leuchtengewitter


wo meine fahrt endet
tue ich das gleiche
besser nur

belasse
zweig am stamm
blatt am zweig
wurzel in der erde

den menschen nur
wünsche ich
einen finger breit
näher am licht


© schneewanderer



7. Januar 2016

egoistisch




der logenplatz
besetzt schon
lange vor mir
nun verteidigt ihn
fell und augen
und aufmerksamkeit

einzig corellis
weihnachtskonzert
mag kurz ablenken
vom roten sand
vom treiben unten
unter den menschen

ein zwei namen nur
die mir verbleiben
um zu sagen

jetzt
nichts leichteres
nichts schöneres
nie mehr

für b.
in dankbarkeit


© schneewanderer



4. Januar 2016

wachwechsel




blut
soviel blut
hat also ein mensch
in ihm ertrank er
sein lachen
sein lebendig sein
walther p.38
verläßliche
träumebeenderin
du


© schneewanderer



2016




kein versprechen
lege ich ab
außer dem
die scheu
abzulegen
euch zu sagen
ja - worte
mein versprechen
an euch menschen


© schneewanderer