21. Oktober 2008

genesung




hier mit dir also
endet der tag
einer von vielen
nicht meiner

keine angst vogel
nun nicht mehr
da ich dich sehe

lächelnd
den garten
hinter mir lasse

den tag
die stunde
die wunde


© schneewanderer


himmelfahrt




bus gefahren
wald begangen
naß geworden
uns geküßt

ein tag
zwei eigentlich
viele sicher so
auf der erde
in den wolken


© schneewanderer


auepark XVII




sommer schlich sich an
mittags in dieser
einen halben stunde

lautlos
haltlos
wolkenlos

ungeschickt wie immer
da wir ihn notierten
auf eigener haut
auf anderer haut

in unserem gehen
in unserem bleiben


© schneewanderer


kassel, friedrichsplatz



nicht euch
gehört sie
diese stadt

den tauben
denen ohne ölzweig
den letzten punks
dem leierkastenmann

mir gehört sie
eure stadt

die ich nicht brauche
und sie nicht mich


© schneewanderer

zusammenkunft




nun bist du
wieder da
kleiner vogel

früh im jahr
spät am tag

was könnte ich
dir sagen nur
was du nicht schon
gesagt hast

stumm wie ich
scheu wie ich


als ob wir einander
schenken könnten
flug und wort
stimme und feder


© schneewanderer


worte zum holunder




nun erst
sehe ich dich
mit deinen augen

sehe hindurch
sehe hinauf

sehe mensch
sehe baum
sehe dich

den einen menschen
für diesen einen baum

(für chris)


© schneewanderer


gleichzeitig




kleiner
machst du mich
klein und kleiner
auf daß ich
platz finde
in deiner hand
auf jedem finger
von ihr

größer
machst du dich
größer und größer
damit wir
liegen können
wimper an wimper
auge an mund


© schneewanderer


Regen auf der Strecke Dresden - Coswig




als müsste gott ihn
eimer für eimer
hinunter in die elbe tragen
als bräuchte er
stufen dafür
als hätte er
weinberge gewählt dafür
weich zu fallen
dieses mal


© schneewanderer


unter meiner decke




blau mein morgen
drunten hüpfen ihn
die amseln zu tag

drinnen schläfst
du ihn uns
länger und länger
bis er fliegen kann

von deinem
atem
zu meinem


© schneewanderer


auepark XV




wollig der sonntag
mit schwarzer maske
mit mäulern gegen das gras

mit fell an rinde
schaf an baum

ließe man sie
frei die herde
sie würde folgen
denen die
handschuhe tragen
gegen den frühling


© schneewanderer


antwort, aus liebe




nie werde ich
anders schreiben
als mit der schrift
eines blinden

unleserlich
unbrauchbar
unnötig
wären sie alle

all die worte
wären sie nicht
geschrieben aus
diesem einen grund
den man nicht
schreiben kann


© schneewanderer


störche, sonntags




einen bogen beschreibend
selbst zu einem werden
immer wieder neu

so öffnen sie sich
den himmel und
verschließen ihn

in dem augenblick
da ich vergeblich
federn suche an mir


© schneewanderer


dann II




kein himmel
keine hölle
kein ort
kein zustand

nichts erwartet mich

außer diesem
spätsommertag
an dem ich dich
zum ersten mal sah

da wird man
mich finden
könnte ich je
eine spur hinterlassen

außer dir


© schneewanderer


abschied




ein tag
wie ein riß
durch das leben
durch meines
durch deines
licht fällt
durch ihn
licht daß wir sehen
davor und danach


© schneewanderer


auepark XIV




sonntags im frühling
treten sie dich lauter
mit ihren vielbeinigen zungen

gehen in dir
als gäbe es dich
nur zu dieser zeit

verwechseln nun mit immer

du aber schweigst
bis in den abend
bis in die ruhe
die keiner mehr hört


© schneewanderer


verlangen II




im flugzeug sitze ich immer hinten
dann sterbe ich weniger
wenn es abstürzt

ach kind
gelänge es mir wieder
nur ein einziges mal
wieder da zu sein
wieder so zu sein
wo du bist
wie du bist

kein flug
machte mir angst
kein sterben
und kein leben


© schneewanderer


antwort




sollten sie fehlen
die worte

die richtigen

nimm die kleinen verschlafenen

die einfachen
die wichtigen


© schneewanderer


stadt II




ohne schlaf bist du
wach ohne unterlaß

kein gesicht hast du
lese ich in deinen vielen

tier du
mit zähnen
die sich graben
tief und tiefer
in die wenigen worte
die ich für dich finde


© schneewanderer


bedingung




vier raben fegen den
schnee vom dachfirst

einer lauter als der andere
einer schwärzer als der andere

wären sie leiser
wären sie heller
schneite es nicht

so aber höre ich sie
so aber sehe ich sie

das haus
das dach
den schnee


© schneewanderer


andria, das kind




hätte die welt augen
könnte man
auf sie schauen
sie hätte deine
man sähe dich

hätte sie eine stimme
würde sie gehört
ein einziges mal

es käme ein wort
zu ohren daß noch
unaussprechlich ist
für dich

eines an daß wir
unser lächeln binden
versuchst du dich
an ihm

luftballon




© schneewanderer


furcht




daß das eis
dich nicht mehr trägt
in einem der
weniger werdenden winter

im sommer dann
um deine haut
gestritten wird
weil die jahreszeiten
aufgehört haben

davor habe ich angst

dir nicht mehr
schreiben können
von meiner angst
und du nicht lesen
kannst von ihr


© schneewanderer


dann




kalt wird sie einmal
noch kälter als in
jener nacht
in der du die decke
über sie gelegt hast

aber auch dann
wird sich am morgen
meine schulter
an deine legen
und so tun
als hätte sie
es nicht bemerkt


© schneewanderer


10. Oktober 2008

auepark XXVI




dein haar
nehmen sie dir
dein hohes gras
auf den inseln
im waldigen meer

herrlich
riecht der verlust

gehen möchte ich
in ihm barfuß

weil dieser sommer
keine wunden verspricht




© schneewanderer


inhaltsverzeichnis


...

102927 Quadratkilometer

abschied

Alle Türen

alte rede

Am Ufer I

Am Weg

andria, das kind

anfang

ankunft

anrede

antwort

antwort, aus liebe

auepark

auepark II

auepark III

auepark IV

auepark V

auepark VIII

auepark X

auepark XI

auepark XII

auepark XIV

auepark XV

auepark XVII

auepark XXVI

auepark XXII

auepark XXIII

auepark XXVI

auepark XXVI

auepark XXVII

bahnhof wilhelmshöhe, kassel

Baika

baum im feuer

Baum mit Zeichen

baum will ich sein

bedingung

beste rede

Bestimmung

bilanz nach der zehnten stunde

bitte

Blaues Herz

bremsweg

bremsweg IV

Brennnessel und Löwenzahn

brief

brief IV

dann

dann II

Darum Schnee

Das zweite Haus

davon

Dekade

Dem Mann an den Geräten

dialog

Die Kirche als Nachbar

Die mich kitzelt

Die mich lesen

Drachenblut

Drei Birken neben der Landstraße nach Sessenheim

Du willst mich tragen?

Edgar

eine rede

einfache mathematik

elixier

Ellen

elternabend

empfang

Er bleibt

erde bin ich

erklärungsversuch

erste rede

Fabrik der Engel

falle

fellmond

fels ohne namen

Ferngespräch

finderlohn

Fremde

Fremde Schrift

frevel

Friedhof in Königsfeld / Schwarzwald

Friedhof in Königsfeld / Schwarzwald II

Friedhof in Königsfeld / Schwarzwald III

friedhof in königsfeld IV

friedhof in königsfeld / schwarzwald V

Frühes Stück

fundsache

furcht

garten III

Gast bei dir

Gehe mit

geleit

genesung

Gerüche

gleichzeitig

grand mal

grund

gute rede

heimkehr

heimkehr II

helle rede

herz

himmelfahrt

im garten

im schlaf

immer das gleiche

irrtum

Irrweg

Jeden Tag

kalenderblatt

Kassel, Auepark

kassel, friedrichsplatz

kassel - süd

kein versprechen

kein wort

kleine rede

Korrektur

längste rede

Langhurst I

Langhurst II

Langhurst III

Langhurst IV

langhurst V

langhurst VI

langhurst IX

Leere Couch

lehre

lehre II

Leise Klage

mehrung

Mein Schattenbaum

Mensch

mit dir

Mit Flügeln

möglichkeit

moment

morgen

morgen in der großen stadt

nach der lesung

nachgang

nachrede

nacht

Nachtflug

Nachtgang

nachsicht

Nebel, früh am Morgen

Nest

neue rede

No mercy

notrede

nun

Nur

Ohne Flügel

Pausenblick

pausenblick IV

pausenblick V

pausenblick VI

pausenblick VII

Raureif I

Raureif II

Raureif III

raureif IV

raureif V

Regen auf der Strecke Dresden - Coswig

reigen

reihenfolge

reisende

Saat

Schneeflocke

schneewanderer

schnitt

schulbus

schweden I

schweden II

schweden III

schweden IV

schweden V

schweden VI

Seeblick

sehnsucht

sieben

Sie geht

Sie streiten

sommer

Sonntag im Juli

Spatzen beim Baden

Spaziergang im Herbst

Sprachkurs

Spur

stadt II

Sternschnuppe

Stimmen

störche, sonntags

strecke

Tauwetter

tiefenbach

Traudel

unsere brücke

unser fuchs

unsere rede

unter meiner decke

Unsichtbar

verlangen

verlangen II

verlustmeldung

Verrichtungen

vertrauen

Verzeihlicher Irrtum

Verzeih mir

vorhaben

Wald im Dezember

wind

Wegzehrung

weißer

weitblick

Widmung

Wie ich schreiben lernte

Woher denn !

woher sie kommt die liebe

Wo ich gehe

worte zum holunder

wortnahme

zusammenkunft

Zustände

Zwänge

Zwei - am 1. Mai




© schneewanderer


5. Oktober 2008

auepark XVIII




krähe jagt krähe
abend den tag
stare suchen
im grün den grund

wir aber liegen
nichts über uns
als baum und blatt
nichts zwischen uns
was schatten
werfen könnte



© schneewanderer


auepark XXIII




zu teilen nur
dieser himmel
mit den blutbuchen
über uns und
der gabelweihe

und selbst die
irgendwann nur noch
ein verschwindender
punkt im blau

so also
sieht sie aus
die ewigkeit
auf die wir sahen

von der wir gesehen wurden

unter baum
unter himmel
unter uns




© schneewanderer


auepark XIX




sie werden
fragen nach dir
brücke und fluß
rotbuchen und teich

sein wasser
dem der winter
eine neue haut schenkte
die du dann gestreichelt hast
mit deinen füßen wie meine
mit deinen händen

alle werden
sie fragen
nach dir
abwesende
angekommene



© schneewanderer


auepark XXI




er hat deine
nackten füße geküßt
bevor ich es tat
als du lagst
mit dem herzen bei ihm

dort nach den pilzen
anfang des sommers
die graugänse über dir
alles in dir
von ihm
durch ihn




© schneewanderer


auepark XX




in allen ecken
hätte er welche
ist er himmel

hinter jeder kurve
den ungezählten
ist er erde

überall lauert
die gelegenheit
den unterschied
zu spüren
der keiner ist

zwischen himmel
und erde




© schneewanderer


auepark XXVI




eigentlich
könnte
dürfte
müßte

ich erst morgen
oder übermorgen
von dir schreiben
über dich

von diesem bild in mir seit langem

deine bäume
deine wege
deine wasser

dein einer mensch
der mir alles gezeigt hat
zu allen jahreszeiten

immer gefaßt darauf
aus der fassung zu geraten

wie die stadt
die dich begrenzt

dir nie einhalt gebieten kann




© schneewanderer