30. April 2020

april II




den schmetterlingen
näher als der erde
den letzten schnee
des apfelbaumes
bewundere ich aufs neue
wehrlos
überlasse ich mich
dem glück
knapp
vor dem ersten regenschauer


© schneewanderer



abendmahl




zu teilen
wären
brot
wasser
wehmut

bald
werde ich
ihn nicht mehr
halten können

stürze
wie er
tief und sicher
in die trauer

meinem vater


© schneewanderer



26. April 2020

abschlußerklärung




der distel
ausgewichen
dieses eine mal
endlich die sirene
am sonntagmorgen
im kopf
richtung autobahn

am abend
wird die amsel
sich waschen
wo ich wasser
tauschte gegen
ein gedicht

einzig
verlässliche spur
diese schwarzen
nassen flügel


© schneewanderer



18. April 2020

rotes meer


 

wenig gepäck für diese reise, unerwartet der aufbruch. obwohl last minute 1983 genauso undenkbar war wie der dritte weltkrieg. ein kurzer handschlag, und die silberne schnur wechselte die schulter.
mit ihr die bewährt unhandliche p.1 und die obligatorischen sechszehn schuß munition.
nachts hatte ich sie unters kopfkissen gelegt, man weiß ja nie. kurzer smalltak und die vergebliche warnung vor den schnaken während dem streifengang. schnell weg hier, der winzige schlafraum in der wache stank unmenschlich nach mensch.
der kraftfahrer vom dienst war endlich da, vierundzwanzig stunden wache fürs vaterland hatten ihr ende gefunden. mit einem bein schon im olivgrünen vw-bus war da auf einmal dieses plopp. nicht übermäßig laut aber hörbar durch die schußsicheren scheiben.

auf der toilette fand ich ihn in seinem roten meer schwimmend.
bevor er sich den lauf der pistole in den mund steckte und abdrückte hatte er einen schluck wasser genommen. man weiß ja nie.
weiß nicht mehr was die oberhand behielt in meinem gedächtnis: das viele blut oder meine frage nach dem warum. beides kann ich nie abwaschen. in keinem erinnern, in keinem traum.


© schneewanderer



6. April 2020

03.04.2020




unterm mond
tanzen die marder
in den tag
ihnen die straße
diese schläfrige welt
mein lächlen


© schneewanderer