31. März 2016

warnung




wem die sorge gilt
ist längst beschrieben
nicht mehr uns
unserem drang

los zu lassen

was nicht
längst
nicht mehr
uns gehört
nie unser
eigen war

hütet euch
vor den sorglosen
denen die worte
aus dem hirn tropfen
wie stupider regen
aus einer alten
regenrinne


© schneewanderer



schlaflied




vorher dieses
große leben
das unter
mir sein
diesen
einen gast
nur dulde
ich darin

du
sag mir
deinen
wahren
namen
es ist
noch raum
in meinem
schlaf
in diesem
wachsein
mit dir


© schneewanderer



30. März 2016

wagnis




in die
stille

nur in
diese
eine

dieser
rückzug
aus dem
leben
aus allem

nicht einmal
ein eins sein
mit sich
nur diese
kläglichen
versuche

einmal nur
das leere
blatt
zu den
anderen
legen
wieder dahin
wo es hingehört

unbeschrieben

aber dieser
gefahr setze
ich mich nicht
mehr aus


© schneewanderer



schutterwald-friedhof




ein gnädiger
samstagmorgen
der springbrunnen
schon am tänzeln

immer noch
bestaune
ich das moos
an den
bäumen

diesen einen
grabstein
aus holz

das blanke
metall der
türklinke

wer hier
eintritt
hat keinen
sinn mehr
für all das

einmal werde
ich dazu gehören
aber vorher
schaue ich
schaue und schaue
für euch toten
für mich lebenden


© schneewanderer



29. März 2016

wiege




für immer leer
manchmal
sehne
ich mich
ins weiche
zurück

es muß schön
gewesen sein
ohne sprache
deren härte

die genauigkeit
mit der ich
den finger
in die
wunde
lege

aber dann
beschreibe
ich einen
morgen
mit dir an
meiner seite

versuche
ein bild
zu schreiben
eines
in das ich
mich wieder
legen kann


© schneewanderer



28. März 2016

grab




verzeih
die steine
die vielen
toten steine

nimm die
flechten anstatt
die an
den bäumen
über dir

weich sind sie
sehen das licht

das geht mir
durch den kopf
zerre ich unkraut
aus dem kiesel

hole fast
vergessenes
zurück
alles

außer dir


© schneewanderer



27. März 2016

oppenau - cafe am eck




den
osterbrunnen
vor augen
ein träges
mittagsgeschäft
wäre da nicht
meine käsesahne
gewesen
diverse
andere sünden

bald übertönt
der lärm
das nahe
wasser
auf dem
weg nach
allerheiligen
ist keine
zeit für stille


© schneewanderer



26. März 2016

nach dem regen




bald wird
er fehlen
heute morgen
aber habe
ich ihn
zum teufel
geschickt

du wirst
lächerlich
aussehen
in deinen
gummistiefeln
sie werden
lachen über dich

wieder einmal
gewonnen


© schneewanderer



in eile




ab heute
suche ich
die worte
unten
im garten

lasse mich

finden
treiben

vom gehen
vom neuen

nie erlebe
ich die reife
muß vorher
eilen zum
nächsten baum

dort wo auf
den blättern
meine worte
sich niederlassen

wachsen
fallen
vergehen
neu erschaffen
werden

© schneewanderer



vom glück




ein großes
wort
glück
manchmal
zu groß

dann wirft
es einen
schatten
auf mich
auf andere

manchmal
kommt
es zu mir
nenne ich
seinen namen

aber eigentlich
sind es
immer zwei
die es hören
will

© schneewanderer



25. März 2016

wort los




woher nehmen
wir ihn
diesen atem?

längst nicht
mehr der eigene

bist du
der spiegel
bin ich er

schaue ich
dich an
sehe ich
mich

nicht doch

ein hauch
genügt
wir sind
da wo
wir nie
sein können

wort los


© schneewanderer



märztag




störche
die
vom
himmel
fallen
ihnen
gab ich
mein nest

ich suchte
bei den
worten
fand kein
neues

dabei
braucht
es nur
deine arme
meine hände
ast und zweig

der anfang
wäre gemacht


© schneewanderer



viele himmel




sie
wollen
nicht
enden

nichts
konnte
sie irgendwie
überzeugen

gutes zureden
der hinweis
auf die hörner
auf dem
kahlen schädel

nicht die drohung
mit irgendeiner
religion
etwaiger neigungen
die das strafgesetzbuch
ahnden könnte

ratlos nun
wild entschlossen
euch jeden tag
eine wolke
heraus zu schneiden
ein gedicht
daraus zu machen


© schneewanderer



22. März 2016

kommendes




nachmittage
unterm apfelbaum
wohlgelitten
die eidechsen
an der hauswand
nachdem sie
von den himbeeren
probierten

kurz vor
dem
einnicken
noch dieses
gespräch
mit einem
ohr nur noch
vernehmbar

geh doch
sagt der gin tonic
ja ich gehe
antwortet der eiswürfel

eine kurze
affäre immer
wieder
aufs neue

und immer
versuche ich
zu schlichten


© schneewanderer



sucht nicht




fremd mir selbst
bin ich unterwegs
hin zu den träumen
entferne ich mich
von ihnen

mit jedem
schritt
gleitet mir
ein wort
zu boden

kleine blaue
kiesel damit
ich den weg
zurück finde

aber ich stolpere
trete die steine
in die erde

also
sucht nicht


© schneewanderer



21. März 2016

loslassen




immer die
angst
man steht
mit leeren händen
da hinterher

hände die
nichts mehr
be-greifen


© schneewanderer



frühe laute




das feine
dünne holz
zuerst

es singt
so schön
am morgen

ewiger wettlauf
zwischen wasserkocher
und kaminofen

das erste
das letze
wort
habe ich
zum glück

wer
gewonnen hat
meine gunst
lange vor dem licht

durchs offene
fenster
mahnt schon
wieder
die amsel

laß mich hören
was du hörst

auch meine nacht
war ohne ton
ohne wort


© schneewanderer


umarmung




baum
und
eisen
leben
und
tod

fanden
sich
unbemerkt

gemeinsam erst
werden sie zu dem
was man sich
vorstellen darf
unter wahrer liebe

bis der rost
die säge
eure arme löst


© schneewanderer












kreismülldeponie




bis auf
die spitze
getrieben
was übrig blieb

sie überragt
was noch
am leben

grab nur
nicht einmal
als mahnung
reichten
vierzig meter
menschheitsreste


© schneewanderer



20. März 2016

erlichsee - frühlingsanfang




enttäuscht
wieder einmal
meine gier
nach sonne
heute wenigstens

was blieb
mir übrig
als strommasten
dem wasser
anzuvertrauen?

einmal am
fundament
gekratzt
das war es

wider erwarten
hielten sie sich lange
an der oberfläche

der tag blieb grau
bis auf den grund


© schneewanderer











kinderspiel




die mitte
kein maß
kein ziel

wir nehmen
sie als drohung
ernst
machen ihr
eine lange nase

verstecken uns
hinter dem busch

du weißt
der mit
buchstaben
süß wie sünde
kommen erst
wieder hervor
sind die
münder rot


© schneewanderer



standhaft




keiner geht
alles lüge
alles trug
und wahr

kein
versprechen
gebe ich
niemanden
will keines

außer dir
wortmutter
einmal nur
will ich sein
ein guter sohn

wenn schon
nicht
im leben
wenigstens
im
gedicht


© schneewanderer



licht




bitteres licht
gelegentlich
wärmeres

schauen
was war
vergangen
ohne zu
vergehen

nun
da wir
der wurzel
näher
als der krone

bringe mir
die rassel
die murmeln
ein blatt

dieses mal
lernen wir
das schreiben
vor dem sprechen


© schneewanderer


19. März 2016

leicht




wie schwer
war alles
neue

laufen
lernen

gleich
danach
hochdeutsch

das erste
taschenmesser
die narbe
am rechten
daumen

sommerabende
am wasser
in ihm

noch immer
schwimmen wir
nebeneinander
nackt


wunden zugefügt
welche beigebracht
bekommen

alles will
ich vergessen
neu erfahren

nur dieses
mal lese
ich korrektur

leichtes spiel


© schneewanderer



um nachsicht




verzeih
mein dort sein
während du
schläfst

nur so
kann ich
teilen
diese
sehnsucht

einsamer
der wach liegt
bei den worten


© schneewanderer



wortbaum




erde
in die
ich meine
hand lege

warm
beide

mit
etwas
geduld
erwächst
leben
in der einen
während
die andere
erkaltet

wachse schnell
auf deinen blättern
meine schrift
in grün
und vergehen


© schneewanderer



rechtfertigung




nur ich
ich nur
sohn
kleiner
leute

noch immer
aus dem
fenster
schauend
während
der mengenlehre

bis der
lehrer kam

an den
haaren zog

nicht gründlich genug
noch immer ziehe ich
das wort der zahl vor


© schneewanderer



17. März 2016

bald




absehbar
die leere
wiege
im efeu

den
himmel
euch

aus
dem
es
regnen
soll

glänzen
will ich
sie sehen
eure jungen
schwarzen flügel


© schneewanderer



immerdar




das salz
von der
erde nehmen
zwischen
den fingern
zerreiben
bis kein
korn mehr
übrig

in diesen
dunst
zerre ich
bisweilen
das gedicht

seid geduldig
wind wir kommen
wind wird nehmen

diesen gwollten
bitteren geschmack
auf manchem wort


© schneewanderer



16. März 2016

wortbruch




bruchstücke
scherben

etwas in
der art
zwischen
bedauern
und nichts

hätte ich
die wahl
kein wort
wäre je
wieder
ein ganzes


© schneewanderer



junger holunder




zärtlich
nach licht
fordernd

dein flehen
treibt triebe
in mein
verlangen

werde
alles

nur eine
bedingung

sei mehr
wurzel
als schatten


© schneewanderer



fremder




er beugt sich
über mich
beim schreiben
runzelt die stirn
schnalzt mit
der einen
augenbraue
lächelt dabei
aber nur
wenn er denkt
er ist unbeobachtet

manchmal
mein verdacht
er ist mir
ähnlich
näher als
ich mir selbst

wenn er geht
schließt er
nie die tür ganz

so wie ich
kein gedicht
beende


© schneewanderer



15. März 2016

fortbestand




nicht mehr
die gleichen
träume

genau
die selben

immer noch
ihr duft
nach sofort


© schneewanderer



einer dichterin antworten




zu hören
eine stimme
ohne bruch

feine
verwerfungen
im denken

die keule
griffbereit

aber die
ist mit
weichem
samt
überzogen

wie könnte
ich ausweichen?


© schneewanderer


versuch zu einem liebesgedicht




liebe
mangel
an sich
ihr fehler
schon
in der wiege

sie will nicht
enden
wird nie alt

und wir
zu langsam
ihr zu folgen

sie halten
an jedem finger
bei jeder wimper

sie loslassen
zum anderen
schicken

nie wird sie
stehen bleiben
in irgendeiner
mitte


© schneewanderer



beginn




mit allem
zu lange
schon
vertraut

nun will
ich mit
dem
vergessen
beginnen

danach
erst wieder
werde ich
staunen

wie weich
die rinde
eines
mammutbaums

warum ich
wach werde
von deinem
atem neben mir

weshalb ich
mich entferne
ab und zu
von allem

wie es sein wird
kehre ich zurück

einer der nie
reisen wollte


© schneewanderer



14. März 2016

dein - mein




bin ich dein
im gedicht?

sicher nur
ich muß
bei
mir
sein

alles
kann
warten
muß es
erdulden
diese lust
so wie
wir dulden
den anderen
im eigenen
atem


© schneewanderer



blauer kuchen




märzsonne
ein stück himmel
gut abgehangen

ein mir
unbekannter
vogel
der sich nicht
stören ließ

eine prise
ungeduld
eine spur
warten können

kommt zu tisch
wir essen draußen


© schneewanderer



sonst




zu staub
würde
ich
sonst

grau
stumm
laut

den
wind
die kälte
nehme
ich
hin

abwesend
zu sein
unter einer
trauerweide
die ich umarme
während die
uhr tickt

geben sie
ihr passwort ein

sucht es selbst
aber ihr müßt
tief graben


© schneewanderer



landvermesser




ungern
gebe ich her
was mir
nie gehörte

als kind einmal
glaubte ich fest
daran
alles mein
nie geht
es verloren

stammland
herzland
winterland

nun ist er da
es zu nehmen
mit leuchtendem schnabel
ständig in sorge um
frau und brut

vermesse ihn
neu nun
amselhahn
den winter

einen flecken erde
lässt du mir
schnee zu säen
in einem
unbeoachteten
moment


© schneewanderer


sonntag, dunkel




ein fenster
öffnet sich
weit
eine tür
für immer

eine frau
mehr trauer
und tränen
als ein lebewesen
je sein dürfte

er hält es nie
wirklich aus
der mensch

wird stein
und steinern

bis alles
nicht mehr
durchdringt
heraus kann

bis ich
diese alte frau
in die arme
nehme
bis sie
wieder weint

und wir
gemeinsam
am stein
kratzen
bis die
seele blutet



© schneewanderer



schweigen




die
manchmal
späte
einsicht
was
reden
alles
verhindern
kann


© schneewanderer



12. März 2016

gottlos




wenn
er sich
wiegen
würde
im wind
sterben
könnte
wie unser

einer

wie ein
baum

kein besonderer
obwohl lärche
wäre gut

dann würde
ich ihn einladen
zu sitzen
an meinen
tisch

er bekäme
nur eine karaffe
mit wasser

und ich wäre
wieder neugierig


© schneewanderer



hingabe




abwenden
von den
menschen
den falschen
eindruck
erwecken
immer
den
richtigen

wohin
sollte ich
mich wenden
außer zu dir
gedicht?

der mühsal
bin ich müde
nur du
hältst
was ich mir
verspreche
von mir


© schneewanderer



schweigen




nicht
nie
das
ende

kein anfang

dort
wo
sich
die
beredsamkeit
entkleidet

sich neben
mich legt

erst wieder
unsere kinder
brechen mit ihm

auf

ins
unvertraute


© schneewanderer


11. März 2016

bedeutend




das
wiederkehrende
licht
morgens
fast hätten sich
ein paar sinne
auf die dunkelheit
eingestellt

immer noch
die zögerlichen
versuche
irgendetwas
an worten
zu finden
die mir
den tag
ersparen

aber
er nimmt
mich hin
nimmt mich weg
vom licht

zeigt mir
meine grenzen
und ich ihm
seine


© schneewanderer



be-ver-urteil-ung




diese schande
steht nun ein jahr in den akten:
"erfüllt alle anforderungen"

übertreffen werde ich sie nie
diese hürde habt ihr zu niedrig
angesetzt - erheblich sogar.

müde habt
ihr mich gesehen
zornig und bitter
kriechend nie


© schneewanderer



10. März 2016

spiegel




wir schauen
auf uns selbst

selbst mit
geschlossenen
augen
ein bild

klarer
näher

dichter
fügen
sie
zusammen

trennen
aufs neue
immer
wieder
sinn
von
sinn


© schneewanderer



forderung




gebt
mir alles
oder ich
nehme
es mir

worte
töne
bilder

wehrt
euch
nicht

lest
staunt
hört

wie sich
die wörter
fügen
zu einem
netz

ertrinken
hat vorteile
weit weg
von allen
meeren

© schneewanderer



plan




irgendwann
irgendwie
nehme ich
deine hände
drehe die
handflächen
nach außen

folge den linien
nein - nicht
schwer
wähle eine aus
nein - nicht
die einfache

die mit
den vielen
verästelungen
umwegen
brüchen

dort baue
ich uns ein
haus

dort
wohnen
wir

bis sich
verbindet
aufs neue
was alle
hoffnung
schon
verloren
hatte


© schneewanderer



landesfeuerwehrschule




der rote hahn
am klingelschild
die katastrophe
ist erweiterbar
bis ins hoch
ins vierte
stockwerk

werdet fertig
endlich mit
der baustelle
sonst werden
meine streichhölzer
unbrauchbar


© schneewanderer



9. März 2016

frost - spät




wen du
auch treffen
wolltest
ich nehme
dich an

leichten
herzens
mit
schweren
taschen
voller
äpfel

für die
die dich
zum teufel
jagen würden
am liebsten
zu einem
priester

sie zanken
ums paradies
um die hölle

bald
bin ich
selbst
amsel

entscheide
die wahl


© schneewanderer



herzfehler




wenn da wäre
mehr als ein herz
in uns
mit uns
wie ihm genügen
in diesem einen leben?

wir scheitern
immer
an dieser frage
genauso wie
wir sie immer
wieder stellen


© schneewanderer



vergeblicher ruf




nicht gleich machen
nicht nach machen
vor machen
mich machen
jeden tag
aufs neue

nein
keinen
namen

wir wurden
schon so oft
mit dem
falschen gerufen

folgten nie
folgten nur uns

© schneewanderer



8. März 2016

baika




unkrautvernichter mit hang zum sonnenbrand, ja das war sie.

den feldsalat pflüge sie gleich mit um, kaum eine stunde nachdem
sie wußte kein zwinger mehr in ihrem leben. richtig intelligent
war sie eigentlich nicht bei genauem hinsehen. man läßt sich als
listenhund nicht einfach vom kater der nachbarn die nase verunstalten.

igel sind keine fußbälle mit stacheln, nicht ohne wundsalbe
als konsequenz aus dieser fehleinschätzung. den wettlauf mit
ihr sonntags verlor ich immer, wer braucht als mensch schon
eine gartenliege nach einer anstrengenden woche?

wir waren fast gleich gut im schnarchen - sie etwas melodischer
und ausdauernder. beim ersten gemeinsam spaziergang, es war
eher ein banges hoffen daß die leine hält, hing ihr unversehens
ein jack russel an der kehle.

nicht ein gramm grund daß sie anbot, einmal geschüttelt mit
einem blick so etwa wie: geh`woanders spielen cowboy und
alles war wieder gut.

oh wie konnte sie träumen! mit allem was sie hatte an sehnen
und muskeln, muß anstrengend gewesen sein - und wunderbar.
wie ihre fähigkeiten als wärmflasche, sie hatte die gabe sich
unsichtbar zu machen unter jeder bettdecke. und unersetzbar
in den kühlen jahreszeiten.

es gibt kein lebewesen, nicht ein einziges daß sich wiederfinden
sollte auf einer liste. mit einem vermerk in den papieren.
außer dem einen: hat gelebt, ist nicht mehr - wird vermisst.


© schneewanderer



seltsam




sie tragen
mich immer
noch

diese flügel

weiß
waren
sie

wer
weiß
eine
andere
farbe?


© schneewanderer



fortschreitend




der
spürbar
stärkere
drang
nach musik
dem etwas
teueren
grand reserva
alten filmen
einige falsche
entscheidungen
noch einmal
zu treffen

wer sollte mich
hindern daran?

kein grund
mehr für mich
grund zu sein


© schneewanderer



7. März 2016

rauch




wir geben
ihr namen
der leere
nicht immer
die eigenen

ich
wird
du
fremd
zu
nahe

wir
könnten
einen baum
beschreiben

die wurzel
der eine
die krone
die andere

am feuer
gehen die
unterschiede
in rauch auf

und der
wird schuld
sein an einer
träne
irgendwann


© schneewanderer



anwesenheitsnotiz




angenehm
sehr sogar
einem vulkan
eine einladung
überbracht
zu haben

nun speit
er worte
vom grauen
gipfel aus

und ich
flüchte
mich
in
antworten

oder
war
es
umgekehrt?


© schneewanderer



erst dann




warum
immer
diese
abschiede
mit blaulicht

den frühen
störchen
angst einjagen
meinem grünen
händchen noch
mal handschuhe
aufzwingen?

wir haben uns
nichts mehr
zu sagen
das war einmal

komme
wieder
winter
wenn du
erwachsen
bist


© schneewanderer



6. März 2016

rat los




nehmt
andere
weisheiten
nehmt licht

entfernt euch
von den toten
schnell
gründlich
nicht so
wie ich

trefft mich an
mit einem kind
im arm
das unendlich
zufriedene
brummen
eines rottweilers
im ohr
wie ich schaue
wenn die eidechsen
ihre farbe wechseln
an der hauswand

im garten wäre gut
im winter
der wirklich
einer war

gerade in dem
augenblick
als mich
die vögel
schimpfen

geh
zu den menschen
unter die worte


© schneewanderer



abwesenheitsnotiz V




die hand reichen
dem anderem
dem gar nicht
mehr so fremden

obwohl wir
eine grenze
nie überschreiten
werden
können

vom eigenen
denken
schreiben
zurück
wieder zu
sich selbst

diesen
handschlag
verweigern wir

egoisten
die ohne
den anderen
leiser werden


© schneewanderer



uebergang




herein mit dir
kommst spät
nein kein
platz am ofen
für dich
du wärst
geschichte
bevor ich
an dir
riechen
konnte
dich küssen

verabschieden
wir uns also
lieber gleich

wieder

wirst du
so bald
deine
häßliche
schwester
regen


bevor du
gehst schnee
war nicht so
gemeint
muß du verstehen
die sehnsucht


© schneewanderer



5. März 2016

meine zeit als gott




jetzt da ihr weg seid
kann ich es ja sagen

war von
anfang an
kein
gutes gefühl
mit euch
über euch

hatt damit
angefangen
daß ihr
mehr wolltet
immer mehr

einen baum
hätte ich ja
noch gerne
gesehen
neben mir
einen

dann kamen
die paradiese
jedem sein
eigenes

bloß nicht
vorher
was auf
die reihe
bekommen

wartet
nicht auf
eine träne
in der
würdet ihr
ertrinken


© schneewanderer



abwesenheitsnotiz IV




ände
wenn ich es
mit dieser
rechtschreibung
hinaus zögern
kann - bitte

kostet mich
keine sekunde
überwindung

dabei beginnt
alles mit
diesem einen
gedanken

der nächste
ist der bessere


© schneewanderer



ohne bewährung




wie viele jahre noch?
fünfzehn
und du?
zehn

der kaffe
wie
immer
schal

beide
in
den
gleichen
blauen
abgewetzten
hosen

nur noch
minuten
dann holt sie
eine pausenregelung
nachzulesen
im arbeitsvertrag
zurück in die zelle


© schneewanderer



ohne glanz




früher wird
immer näher
aufdringlicher
redsamer

das weghören
gelingt immer
schlechter

bilder die
mit mir
aufwachen
nie schlafen

nimm
mich
mit
ans meer

dort
wil
ich
wieder
diesen
glanz
verspüren

taub
blind
glücklich


© schneewanderer



abwesenheitsnotiz III




danken
werde
ich keinem
nicht mal
denken
daran

von
wegen
fügung
oder
ähnlichem
ausweichen

vergiß es

zeit war
wir sind
was wir
immer
waren

faß ohne boden
welt ohne himmel
hölle ohne angst

gehen wir tanzen?
keiner führt


© schneewanderer



einklang




ich kann nicht
eins sein
mit dieser welt

einig
vielleicht
mit ihr

daß nur
dieses
mit
teilen

sie
bewohnbar
macht

für mehr
als mich


© schneewanderer



3. März 2016

randnotiz




immer nur die mitte
birgt gefahren

an ihr schneidet
sich der wille
bis an die ränder

dort wo
er sich
nieder
lassen
wird
bei
neugierde
und
blut


© schneewanderer



abwesenheitsnotiz II




endlich
wieder
herr im
fremden
haus

alle
türen
fest
verschwiegen

durchs
dach
tropfen
keine
flüsse
mehr

aber ich
will bleiben
solange bis
sie wieder
kommt

nur deine
rote nase
bring mit
alles dahinter


© schneewanderer



2. März 2016

mathias




immer ich, immer wieder ich.

mich schicken sie vor um nach passenden geburtstagsgeschenken
zu fragen, meist zu früh - meist zu direkt.

was soll man jemanden schenken der eigentlich schon alles hat?
die kinder aus dem haus, sind angenehme neffen und nichten:
besonders als wir zusammen den ersten joint rauchten. ja, kleiner
bruder, letzten sommer dachte ich es wäre an der zeit dafür.
natürlich kam ich zu spät damit, aber das darf ich dir eigentlich
gar nicht verraten.

hattest immer glück in der schule, konntest dir mehr erlauben als wir
damals. zwei große brüder im rücken wird man leicht vorlauter als
die nase vertragen kann.

weiß noch zu gut wie das kinderbett wieder vom speicher geholt wurde
für dich. wieder einmal. das fünfte mal. nicht das letzte mal.


als dein kindergrab geräumt wurde nahm mein vater deinen grabstein
mit nach hause. putzte ihn tagelang, stumm und voller bitterkeit im
erinnern. da er hörte ich ihn wieder sagen: mutter kommt alleine
wieder nach hause aus dem krankenhaus.


© schneewanderer



ahoi




tod und leben
sie sitzen
in einem boot
einer rudert
einer steuert
keiner kommt
ans ziel
keiner hat
eines

ein segen
leuchttürme
zu ignorieren
das ziel


© schneewanderer



heimsuchung




man nimmt
einen gedanken
gibt sie dem
anderen
dringt ein
gibt allem
einen körper
einen mund
dem anderen
den atem
zu nehmen


© schneewanderer



dem widerpart




manche buchstaben
muß ich suchen
so lange drauf
gehauen
auf dieses
tier hier

es speit
feuer
begleitet
dich
ins eis

macht
nord
zu süd
blitz
zu
buchstabe

wir erden
nur
ernten
den
schweigsamen
donner

© schneewanderer



1. März 2016

traudel




als die marokkaner kamen, hühner schlachteten im wohnzimmer, 
und auch sonst nach weißem fleisch suchten, war sie längst in sicherheit.

wenigstens für die nächsten fünfeinhalb jahrzehnte.


im dorf blieb sie immer die aus der stadt, einmal widersprach sie dem: 

einmal von dem ich weiß. sie entflocht den vorher kunstvoll geflochtenen zopf.
der gehörte zum kopf einer der schlimmsten, 

von der sorte mit vorgehaltener hand beim lügen.


die hauptstraße viel zu kurz, um sie lange genug auf ihr entlang zu schleifen 

am langen dunklen haar.
nachher war friede ihr leben lang, eher war es krieg - aber den
traute keiner mehr anzuzetteln.

viermal die hebamme bemüht, einmal den totengräber.
der jüngste durfte endlich im krankenhaus ihr letzter
genannt werden.

gehaßt habe ich ihre geranien, das herunter zerren in den
keller jedesmal im herbst. 

einmal habe ich sie geschimpft deswegen - als sie es alleine tat.

eine woche später war sie tot, die ärzte meinten aber ein paar
teure maschinen müßten sich lohnen. alles lügen, das tägliche
waschen - das zur schau stellen was unter die erde will.

in der aussegnungshalle sah ich sie zum letzten mal,
nahm mit von dort von dem ich dachte es wäre erinnerung.

erinnerung aber war als mein vater die hand auf ihr grab
legte und dachte: bald.


© schneewanderer



unzeit




dort war ich
einmal

kainmal
für immer
auf meiner
stirn

hielt es aus
ohne ein wort

zu verlieren
mich


© schneewanderer



notwendiges




einmal
nur
wieder
sprechen

nein
nein
wir
brauchen
sie

ich

diese
frauen

die mit
worten
auf dem
kopfkissen
in jedem
haar der
wimpern
ein wort


© schneewanderer