25. Februar 2016

august




morgens saß er auf der holzkiste neben dem küchenherd,
unrasiert - die haare waren immer eine unbekannte gleichung der windrichtung.
die große kaffeetasse in beiden händen, noch immer in langem nachthemd.

wir sahen ihm ehrfürchtig zu wie er den hefezopf behutsam in den kaffee tunkte,
spätestens ab dem zeitpunkt war er nicht mehr von dieser welt.

kinder spüren diese momente,
werden für diesen kurzen augenblick erwachsene -
und vergessen es im nächsten wieder.

das älteste bild von ihm, das ich kenne, zeigt einen jungen mann.
die krawatte auf halbmast.
man könnte meinen ein foto nach einer prügelei im wirtshaus -
und das käme der wahrheit wohl ziemlich nahe.

sein letztes bild ein alter mann auf einem stapel holz vor dem hühnerstall.
müde, die hände auf die oberschenkel gestützt.
er wird bald gehen nur mit einer plastiktüte in der hand.
seinem zweiten wird er sagen ich komme nicht wieder aus dem krankenhaus.

die oberen - immer machen sie die gleichen fehler:
bauern, handwerker in den krieg schicken.

aus rußland schmuggelte er bilder in den socken heim,
seinen söhnen sagte er betet zu gott, daß wir den krieg verlieren.

seine einzige kuh holte er aus dem wald zurück von den deutschen soldaten.
sie taugte genau so wenig für den krieg wie er - mein großvater.


© schneewanderer



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